Fachkräftemangel Griechenland führt Sechs-Tage-Woche ein
Festangestellte in Griechenland sollen künftig sechs Tage die Woche arbeiten können. Dafür bekommen sie auch mehr Geld. Die konservative Regierung will damit den Fachkräftemangel beheben und Schwarzarbeit bekämpfen.
Während in Deutschland über eine Vier-Tage-Woche diskutiert wird, geht Griechenland einen anderen Weg: Da im Land zu viele Fachkräfte fehlen, können Festangestellte künftig für mehr Geld einen Tag zusätzlich arbeiten.
Die Gehaltszuschläge für den sechsten Arbeitstag sind gesetzlich geregelt: Es gibt 40 Prozent mehr Gehalt. Handelt es sich um einen Sonn- oder Feiertag, gibt es 115 Prozent zusätzlich. Damit könnten die Griechen künftig mehr arbeiten als ohnehin schon: Aktuell verzeichnen sie in der EU die meisten Wochenarbeitsstunden.
Laut Statistikbehörde Eurostat führen die Griechen mit 39,8 Stunden die europäische Rangliste der Wochenarbeitsstunden an. Für Deutschland verzeichnet die Auflistung im Schnitt 34 Wochenstunden.
Schwarzarbeit soll verhindert werden
Gewerkschaften und Arbeitsrechtler kritisieren das Gesetz trotz der Zusatzzahlungen als Ausbeutung, Arbeitsminister Adonis Georgiadis von der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia zeigte sich vom Entwurf jedoch überzeugt: "Da vor allem in der Industrie ein großer Mangel an Arbeitskräften herrscht, werden Überstunden geleistet - und die werden oft schwarz gezahlt." Mit der neuen Regelung hingegen erhielte jeder das Recht auf extra bezahlten Sondereinsatz und Schwarzarbeit werde der Riegel vorgeschoben.
Eine Prognose des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung aus dem Januar vermutet, dass der griechische Umfang der Schattenwirtschaft - also allen wirtschaftlichen Aktivitäten, die dem Staat nicht gemeldet werden - der höchste in ganz Europa sein wird. Im laufenden Jahr soll er im Verhältnis zum griechischen Bruttoinlandsprodukt rund 21,9 Prozent betragen.
Saisonkräfte zur Unterstützung
Der Fachkräftemangel in Griechenland ist vor allem auf die schwere Finanzkrise des Landes von 2010 bis 2018 zurückzuführen. Damals stand das Land kurz vor der Pleite. Hunderttausende gut ausgebildete junge Leute wanderten ab, um im Ausland Arbeit zu finden.
Auch wenn es mit der Wirtschaft wieder aufwärts geht, hat Griechenland die Abwanderung der Fachkräfte nicht verkraftet. In der Landwirtschaft und im Tourismussektor sollen daher Saisonkräfte aus Indien, Ägypten und anderen Schwellenländern eingestellt werden.
Das neue Gesetz zur Sechs-Tage-Woche hingegen zielt auf Unternehmen ab, die zwölf oder auch 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche den Betrieb aufrechterhalten müssen - etwa Industriebetriebe, aber auch Telekommunikationsunternehmen und andere Dienstleister. Auch der öffentliche Sektor und Staatsunternehmen gehören zur Zielgruppe.