Filmemacher Chen Haft für Chinesen wegen Dokumentation über Covid-Proteste
Der chinesische Filmemacher Chen muss in Haft, weil er einen Dokumentarfilm gedreht hat. Er thematisierte darin die Proteste gegen den Corona-Lockdown - die größten Demonstrationen in China seit Jahrzehnten.
Ein Gericht in Shanghai hat den chinesischen Filmemacher Chen Pinlin zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde angeklagt, weil er Ende 2022 einen Dokumentarfilm über die Proteste gegen den Covid-Lockdown gemacht hatte. Laut Menschenrechtsaktivisten fand der Prozess gegen den 33-Jährigen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
In der Urteilsbegründung hieß es, er habe nach Streit gesucht und zur Unruhe angestiftet. Chinas Justiz wirft dies häufig Andersdenkenden vor und nutzt den Straftatbestand um Aktivisten und Aktivistinnen, Anwälte und Medienschaffende wegzusperren.
Dokumentarfilm zum Jahrestag der Proteste
Chen wurde Ende 2023 von der Polizei in Shanghai festgenommen. Kurz zuvor hatte er seinen Dokumentarfilm über die Antiregierungsproteste veröffentlicht, anlässlich des ersten Jahrestags.
Ende November 2022 versammelten sich meist junge Leute friedlich in mehreren Städten, darunter in Shanghai und Peking. Sie zündeten Kerzen an, riefen Slogans und hielten leere Blätter Papier in die Luft - als Zeichen des Protests, unter anderem gegen die strikte Zensur in China. Es waren die größten Proteste seit 1989.
Proteste richteten sich auch gegen kommunistische Führung
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trauerten ursprünglich um Menschen, die bei einem Feuer ums Leben gekommen waren. Sie starben, weil sie wegen der strikten Null-Covid-Politik in ihrem Wohnblock festsaßen und die Feuerwehr nicht zu ihnen konnte.
Die Menschen protestierten gegen die Covid-Maßnahmen, aber auch gegen die kommunistische Führung generell. Viele wurden Wochen später festgenommen, zahlreiche sitzen nach Angaben von Menschenrechtlern noch immer im Gefängnis, teilweise ohne Urteil.
Chen nannte seinen Film auf Englisch "Not the Foreign Force" - was als Kritik an der kommunistischen Führung verstanden werden kann, die häufig sogenannte "Kräfte aus dem Ausland" verantwortlich für Antiregierungsproteste im Land macht.