Nördlicher Gazastreifen Hamas verliert laut Israel die Kontrolle
Die Hamas hat nach israelischen Angaben die Kontrolle über den nördlichen Gazastreifen verloren. Die Terroristen könnten sich dort nicht mehr verstecken, hieß es. Im Süden ist die Grenze erneut für die Ausreise nach Ägypten offen.
Nach Aussage von Israels Premierminister Benjamin Netanyahu haben die Terroristen der Hamas im Norden des Gazastreifens "keinen sicheren Ort mehr, um sich zu verstecken". Die militanten Islamisten hätten die Kontrolle über die Region verloren. Auch das israelische Militär teilte mit, die Hamas kontrollierte den Norden des Küstenstreifens nicht länger.
Netanyahu sagte, die israelische Armee habe bereits Tausende Terroristen getötet, darunter auch Kommandeure des Massakers vom 7. Oktober. Zugleich bekräftigte er, es werde keine Waffenruhe ohne Rückführung der Geiseln geben, die sich seit dem 7. Oktober in der Gewalt der Hamas befinden.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen
Netanyahu: Israel will die Kontrolle
Der Regierungschef erneuerte zudem seine Forderung, Israel wolle nach einem Sieg über die Hamas die Sicherheitskontrolle im Gazastreifen behalten. Das Gebiet müsse entmilitarisiert werden, damit es keine Bedrohung mehr für Israel darstellen könne. Die Armee werde Gaza kontrollieren, solange dies notwendig sei.
Eine Einbindung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in die Debatte über die Zukunft des Gazastreifens lehnt Netanyahu ab. Die USA - Israels stärkster Verbündeter - pochen hingegen darauf, dass die PA an den Gesprächen beteiligt wird.
WHO verliert Kontakt zu Al-Schifa-Krankenhaus
Unterdessen erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), sie habe die Kommunikation mit ihren Ansprechpartnern im größten Krankenhaus des Gazastreifens - der Al-Schifa-Klinik in Gaza-Stadt - verloren. Die WHO sei "sehr besorgt um die Sicherheit des medizinischen Personals, hunderter kranker und verletzter Patienten, einschließlich Babys, die lebenserhaltende Maßnahmen benötigen, und der Vertriebenen in den Krankenhäusern".
Bereits am Samstag hatte es Meldungen gegeben, nach denen das Krankenhaus seinen Betrieb wegen Treibstoffmangels einstellen musste. Zudem rücken israelische Bodentruppen im Häuserkampf in Gaza-Stadt immer weiter auf die Klinik zu - sie vermuten eine Kommandozentrale der Hamas darunter.
Grenzübergang nach Ägypten wieder geöffnet
Während im Norden des Gazastreifens weiter heftig gekämpft wird, wurde im Süden der Grenzübergang Rafah heute wieder geöffnet. Mehr als 800 Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass hätten ihn nach Ägypten überquert, sagte ein Sprecher des Kontrollpunkts auf palästinensischer Seite. Damit hätten seit Wiederöffnung der Grenze vor etwa anderthalb Wochen rund 2700 Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen.
Israel greift Hisbollah und Ziele in Syrien an
Israel selbst wird im Norden weiter von der Hisbollah angegriffen. Netanyahu warnte die libanesische Miliz erneut, nicht in den Krieg einzusteigen. "Das wäre der Fehler eures Lebens", sagte er. "Euer Einstieg in den Krieg wird das Schicksal des Libanons besiegeln." Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte, der größte Teil der israelischen Luftwaffe sei nicht mehr mit dem Gazastreifen beschäftigt. Die Flugzeugnasen seien nach Norden gerichtet.
Unterdessen griff Israel als Reaktion auf den Beschuss der annektierten Golanhöhen auch Ziele im benachbarten Syrien an. Die Luftwaffe habe dabei "terroristische Infrastruktur" ins Visier genommen, teilte die Armee mit. Zuvor seien zwei von Syrien aus abgefeuerte Geschosse in unbewohnten Gebieten auf den Golanhöhen eingeschlagen.