Frankreich Mehrere Tote nach Häusereinsturz in Marseille
Nach dem Einsturz von Wohnhäusern im Zentrum Marseilles haben Rettungskräfte mehrere Leichen geborgen. Die Suche nach Überlebenden geht weiter. Die Behörden gehen von bis zu acht Toten aus.
Einen Tag nach dem Einsturz baufälliger Wohnhäuser im Marseille haben Rettungskräfte drei Tote gefunden. Dabei handelt es sich um die Leichen einer Frau und zwei Männer, wie die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Die französische Regierung geht von "fünf bis acht Opfern" aus, wie Innenminister Christophe Castaner bei einem Besuch vor Ort sagte.
Am Morgen waren an der Unglücksstelle in der Nähe des Alten Hafens von Marseille 80 Feuerwehrleute und 120 Polizisten mit Suchhunden im Einsatz und räumten die Trümmer weg.
Zwei Häuser waren gestern im Zentrum der südfranzösischen Hafenstadt eingestürzt. Eines davon stand leer, weil es baufällig war. Das andere Gebäude, in dem ebenfalls Bauarbeiten anstanden, war bewohnt. Rettungskräfte hatten die ganze Nacht über Verschütteten gesucht.
Neun von zwölf Wohnungen bewohnt
Castaner hatte gestern gesagt, er sei "wenig optimistisch", dass noch Überlebende gefunden würden, da es kaum Chancen auf Hohlräume in den Trümmern gebe. Das Unglück rief große Bestürzung hervor. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sicherte den Betroffenen gestern die "Solidarität der gesamten Nation" zu.
Unter den Vermissten befindet sich nach Angaben von Regionalpräsident Renaud Muselier unter anderem eine Frau, die ihre Tochter nicht von der Schule abgeholt hatte, und eine weitere Frau, "die nie ihre Wohnung verließ".
Neun von zwölf Wohnungen waren in dem einen der beiden Häuser bewohnt. Laut Angaben der Behörden lebten dort mindestens zehn Menschen.
Von den Häusern blieben nur Trümmer über. Später stürzte ein drittes Gebäude teilweise ein.
"Es sind die Häuser der Armen, die zusammenstürzen"
Am Abend stürzte dann ein drittes Gebäude teilweise ein. Die Feuerwehr hatte sich entschlossen, einen Bagger einzusetzen - dabei stürzte die Wand des dritten Hauses ein, das seit 2012 unbewohnt und abgesperrt war. Die Trümmer dieses Gebäudes drückten nach Worten von Innenminister Castaner die Trümmer der ersten beiden eingestürzten Häuser zusammen.
In Marseilles Innenstadt stehen prachtvolle Stadthäuser, futuristische Neubauten, aber auch viele heruntergekommene Altbauten. Mehrere Oppositionsvertreter monierten die Wohnungspolitik der Stadt. "Es sind die Häuser der Armen, die zusammenstürzen - und das ist kein Zufall", sagte etwa der führende Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon nach Angaben mehrerer Medien. Mélenchon hat in Marseille seinen Wahlkreis.