Atomstreit Iran will IAEA-Chef Grossi empfangen
Im Wahlkampf hatte Irans neuer Präsident Peseschkian betont, die Atomgespräche mit dem Westen wieder aufnehmen zu wollen. Nun könnte ein erster Schritt bevorstehen: Nach iranischen Angaben ist ein Besuch von IAEA-Chef Grossi geplant.
Der Iran will erstmals seit Monaten den Chef der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) empfangen. "Die Vertreter beider Seiten haben diesbezüglich bereits Gespräche geführt, und sobald das Programm koordiniert ist, kann Rafael Grossi gerne in den Iran reisen", sagte der Chef der iranischen Atomorganisation, Mohammef Eslami. Bei dem Besuch käme es auch zu einem ersten Gespräch zwischen Grossi und dem neuen, als vergleichsweise moderat geltenden Präsidenten Massud Peseschkian.
Wann genau Grossi zu Besuch kommt, steht Eslami zufolge noch nicht fest. Die IAEA selbst äußerte sich bislang nicht zu einem Besuch.
Der Iran hatte sich 2015 in einem Abkommen verpflichtet, sein Atomprogramm drastisch einzuschränken. Im Gegenzug sollten westliche Sanktionen aufgehoben werden. Doch der damalige US-Präsident Donald Trump stieg 2018 aus dem Pakt aus. Der Iran fuhr seine Atomanlagen daraufhin wieder hoch und schränkte die Zusammenarbeit mit der IAEA ein. Neue Sanktionen führten das Land in eine massive Wirtschaftskrise.
Sorge über wachsende Uran-Bestände
Erst vor wenigen Tagen hatte Grossi sich besorgt über die Zunahme an hoch angereichertem Uran im Iran gezeigt. Demnach stieg die geschätzte Menge des auf 60 Prozent angereicherten Urans auf rund 165 Kilogramm an - dies entspricht etwa einem Anstieg von rund 23 Kilogramm seit dem letzten IAEA-Bericht im Mai, als von rund 142 Kilogramm die Rede war. Das Land wäre damit auf dem Weg, Uran auf die für Atomwaffen notwendigen 90 Prozent anzureichern.
Zudem beklagte Grossi, dass Teheran weiter nicht mit der Atomagentur über offene Fragen zu vergangenen geheimen Nuklear-Aktivitäten rede. Seit der Wahl Peseschkians Anfang Juli seien keine Gespräche zustande gekommen. Außerdem lasse Teheran erfahrene IAEA-Inspektoren nicht ins Land.
Wiederaufnahme von Atomverhandlungen?
Peseschkian hatte im Wahlkampf betont, dass er die Atomverhandlungen mit dem Westen wieder aufnehmen wolle, um so die internationalen Sanktionen gegen sein Land aufzuheben. Ein Grossi-Besuch in Teheran könnte Beobachtern zufolge der erste Schritt in diese Richtung sein. Peseschkian plant zudem, Ende September an der UN-Vollversammlung in New York teilzunehmen.
Eslami sagte nun nach Angaben der Tageszeitung "Hamshahri": "Die IAEA-Überwachungen werden durchgeführt und auch die Anzahl der IAEA-Inspekteure wurde erhöht." Doch entscheide der Iran, welche Inspekteure ins Land kommen und lasse sich nicht unter Druck setzen.