Vorgezogene Parlamentswahl Kopf-an-Kopf-Rennen in Irland
Bei der Parlamentswahl in Irland zeichnet sich ein enges Rennen ab. Alle drei großen Parteien - auch Sinn Fein - liegen Nachwahlbefragungen zufolge nahezu gleichauf bei etwa 22 Prozent. Die Auszählung der Stimmen kann länger dauern.
Bei der Parlamentswahl in Irland sind einer Nachwahlbefragung zufolge alle drei großen Parteien gleichauf. Das berichtete der irische Rundfunksender RTÉ nach Schließung der Wahllokale. Demnach lagen sowohl die beiden etablierten Parteien aus dem bürgerlichen Lager, Fine Gael und Fianna Fail, als auch die linksgerichtete Sinn Fein bei etwa 22 Prozent der Stimmen.
Großer Erfolg für Sinn Fein
Für Sinn Fein dürfte schon das als großer Erfolg gewertet werden. Die Partei, die früher als politischer Arm der Untergrundorganisation IRA galt, hatte in den Umfragen zuletzt geführt. Bei der vergangenen Wahl 2016 hatte sie lediglich rund 14 Prozent der Stimmen erreicht. Sinn Fein fordert eine Wiedervereinigung des britischen Landesteils Nordirland mit der Republik Irland. Im Wahlkampf punktete sie wohl aber vor allem mit ihren sozialpolitischen Forderungen.
Sowohl Fine Gael als auch Fianna Fail verloren hingegen an Zustimmung. Ob Premierminister Leo Varadkar damit im Amt bleiben kann, war zunächst unklar. Er hatte mit seiner liberal-konservativen Partei Fine Gael eine Minderheitsregierung angeführt.
Varadkar hatte Mitte Januar die vorgezogene Neuwahl angesetzt. Bei den Wahlen im Februar 2016 hatte seine konservative Fine Gael eine Mehrheit verfehlt. Seither ist sie auf die Unterstützung der größten Oppositionspartei Fianna Fail angewiesen. Der 41-jährige Varadkar, der seit fast drei Jahren an der Regierungsspitze steht, hatte im Wahlkampf seine starke Rolle in den Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel in den Mittelpunkt gestellt.
Fine Gael und Fianna Fail haben eine Zusammenarbeit mit der Sinn Fein, dem einstigen politischen Flügel der irischen Untergrundarmee IRA, ausgeschlossen. Die Partei habe sich "nicht von ihrer blutigen Vergangenheit reingewaschen", sagte der Chef von Fianna Fail, Micheal Martin, am Vortag der Wahl.
Schwierige Regierungsbildung zu erwarten
Schon jetzt zeichnet sich daher eine schwierige Regierungsbildung ab. Die Auszählung der Stimmen beginnt erst heute Vormittag. Mit einem belastbaren Ergebnis ist erst zu rechnen, wenn die Auszählung der Stimmen weitgehend abgeschlossen ist. Das soll frühestens am Nachmittag der Fall sein.
Das Wahlsystem ist kompliziert, jeder Wähler hat nur eine Stimme, kann aber mehrere Präferenzen angeben. In jedem der 39 Wahlkreise können bis zu fünf Kandidaten in das 160 Mitglieder starke Parlament einziehen. Die Nachwahlbefragung basierte nur auf der ersten Präferenz.