Benjamin Netanyahu

Mögliche Vergeltungsangriffe des Iran Netanyahus Appell gegen den "Dauerstress"

Stand: 07.08.2024 18:51 Uhr

"Bewahren Sie Ruhe" - mit diesen Worten wandte sich Israels Regierungschef an die Bevölkerung. Die diskutiert seit Tagen, wie groß die Gefahr von Vergeltungsangriffen nach der Tötung von Hisbollah- und Hamas-Führern ist.

Mit einem Appell zur Gelassenheit hat sich Premierminister Benjamin Netanyahu an die Bevölkerung gewandt - und räumte damit ein, dass die Stimmung in der Bevölkerung nach Tagen der beständigen Meldungen bevorstehender Vergeltungsangriffe des Iran und der Hisbollah sehr angespannt ist. Israels Medien sprechen mitunter von "Dauerstress".

"Wir gehen weiter dem Sieg entgegen", sagte Netanyahu vor Rekruten in Tel Aviv. "Ich weiß, dass die Bürger Israels in Alarmbereitschaft sind, und ich bitte Sie nur um eines: Bewahren Sie Geduld und Gelassenheit. Wir sind sowohl auf Verteidigung als auch auf Angriff vorbereitet, wir schlagen zu und sind auch entschlossen, uns zu verteidigen."

Hisbollah droht mit Angriff auf Haifa

Das israelische Armeeradio meldete in diesem Zusammenhang, Israel würde präventiv Raketenstellungen der Hisbollah im Libanon angreifen, wenn die Streitkräfte über Vorab-Informationen der Angriffspläne der Hisbollah verfügen würden. Gestern Nachmittag hatte Hisbollah Chef Hassan Nasrallah Israel unter anderem angedroht, die Großstadt Haifa anzugreifen.

In Israels Medien werden zahlreiche Optionen diskutiert, wie die Vergeltungsaktionen des Iran und der Hisbollah ausfallen könnten. Roi Sharon, der Militärkorrespondent des Fernsehsenders Channel 12 sagte dazu, eine Einschätzung sei, dass es sich nicht um einen kombinierten Angriff handeln werde, sondern um einen gleichzeitigen Angriff des Iran und der Hisbollah, der eine Vorwarnung auslösen würde, wenn er vom Iran ausgehe. Und dass es bei einem Angriff der Hisbollah eine viel kürzere Vorwarnzeit geben werde.

Im Gegensatz zum relativ weit entfernten Iran befindet sich die Hisbollah im Libanon, einem Nachbarland Israels. Daher wird es schwieriger sein, die Heimatfront und die Sicherheitsbehörden im Voraus zu informieren. In jedem Fall würde Israel auf jeglichen Angriff des Iran oder seiner Ableger in der Region reagieren, hieß es im öffentlich-rechtlichen Radiosender KAN unter Berufung auf israelische Regierungskreise.

Ministerium verschickt Argumentationspapier

In sehr drastischen Worten warnte auch Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant den Chef der Hisbollah, Nasrallah: Im Libanon könnten sie sich nicht vorstellen, was im Falle einer israelischen Reaktion geschehen würde, sagte Gallant und fügte an: "Wenn sie sich ein Bild von Gaza machen, dann werden sie es begreifen."

Unterdessen berichtet die Tageszeitung Yedioth Achronoth, das israelische Außenministerium habe seinen Botschaftern im Ausland ein Argumentationspapier zukommen lassen - mit dem Titel "Schaffung der Legitimität für mögliche israelische Schritte". Wörtlich heißt es demnach in der Anweisung an die israelischen Botschafter: "Sie werden gebeten, sich an Ihre Gesprächspartner zu wenden, um Legitimität für mögliche israelische Aktionen im Krieg zu schaffen, sollte Israel angegriffen werden."

Dies gelte für mögliche israelische Aktionen in allen Bereichen. Israel ziehe immer eine diplomatische Lösung vor, sei aber entschlossen, seine Bürger um jeden Preis zu verteidigen und handele so, wie jedes verantwortungsvolle, demokratische und gesetzestreue Land handeln würde, wenn es an seiner Stelle wäre.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. August 2024 um 18:16 Uhr.