Istanbul Tränengas und Festnahmen bei verbotener Pride-Demo
Trotz eines Demonstrationsverbots kamen in Istanbul Hunderte Menschen zu einer Pride-Parade zusammen. Die Polizei ging dagegen mit Tränengas und Gummigeschossen vor. Berichten zufolge wurden mehrere Menschen festgenommen.
In Istanbul ist die Polizei mit Tränengas gegen Teilnehmer einer Pride-Parade vorgegangen. Trotz Demonstrationsverbots hatten sich Hunderte Menschen zu der Kundgebung versammelt. Beamte in Schutzmontur blockierten Straßen, die Bereitschaftspolizisten setzten Tränengas und Gummigeschosse ein, um Protestierende auseinanderzutreiben. Berichten zufolge wurden auch Plastikgeschosse in die Menge gefeuert.
Nach Angaben der Veranstaltenden wurden mehrere Menschen festgenommen. Die Zeitung "Cumhuriyet" berichtete von mindestens 25 Festnahmen. Laut der Nachrichtenagentur AFP wurde auch einer ihrer Fotografen festgenommen. Demnach wurde der Fotojournalist Bülent Kilic stundenlang auf einer Polizeiwache festgehalten, bevor er wieder freigelassen wurde. Wegen seiner "gewaltsamen Festnahme" erstattete er nach eigenen Angaben Anzeige gegen die beteiligten Polizisten.
Protest gegen LGBTQI+-Feindlichkeit
Unter dem Motto "Die Straße gehört uns" hatten verschiedene Zusammenschlüsse zu der Parade aufgerufen. Die Protestierenden kritisierten unter anderem ein zunehmend LGBTQI+-feindliches Klima im Land. LGBTQI+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Inter- und queere Menschen und das Pluszeichen als Platzhalter für weitere Identitäten.
Bereits am Vortag waren rund um den Veranstaltungsort Absperrgitter aufgestellt worden, die Demonstration wurde wenige Stunden vor dem geplanten Beginn von der Stadtteilregierung untersagt. Die Anordnung erging unter Berufung auf das Demonstrationsgesetz, das Verbote unter anderem wegen Verstoßes gegen die "Moral" ermöglicht. Türkische Behörden haben Pride-Events in Istanbul seit 2015 mit Verweis auf die öffentliche Sicherheit und zuletzt auf pandemiebedingte Beschränkungen verboten.