Nach tödlicher Attacke Was passiert nun mit der "Problembärin"?
Aufatmen in Norditalien: Nach der tödlichen Attacke auf einen Jogger ist die verantwortliche Bärin gefangen worden. Unklar ist, was mit dem aggressiven Tier passieren soll. Und es gibt in der Region weitere "Problembären".
Sichtbar erleichtert trat Raffaele De Col in Trient vor die Medien. Die Botschaft des Leiters des Zivilschutzes und der Forstverwaltung der Provinz Trentino: Die Jagd sei beendet, die sogenannte "Problembärin" JJ4 gefangen.
Schon seit mehreren Tagen seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forstverwaltung dem Tier auf der Spur gewesen. Als sie den groben Aufenthaltsort der Bärin identifiziert hatten, seien Fallen aufgestellt worden, erläutert De Col. In diesen sogenannten Tunnelkäfig-Fallen sei dann vor allem Obst ausgelegt worden, um das Tier anzulocken, um den typischen Appetit des Bären zu wecken.
Bärenfang mit Schwierigkeiten
Zwei ähnliche Versuche in den vergangenen Tagen, räumte De Col ein, waren fehlgeschlagen. An den Obstködern in diesem Käfig aber habe die Bärin JJ4 bereits im Laufe des Tages Interesse gezeigt. In der Nacht, berichtet De Col, war es dann so weit.
"Diese Nacht gegen 11 Uhr ist die Falle zugegangen und hat die Bärin und zwei Jungbären gefangen. Die hoch spezialisierte Fangmannschaft ist dann gemeinsam mit zwei Tierärzten zur Falle geeilt. Sie haben sich dann daran gemacht, die Bärin vor Ort zu betäuben", erklärt De Col.
Das Tier sei in der Nähe des Meledrio-Tals in die Falle gegangen, zwischen Bozen und Trient, am Rande des Adamello Naturparks. Die exakte Stelle wollte De Col auf der Pressekonferenz am Vormittag nicht nennen - unter anderem, um einem Sensationstourismus vorzubeugen.
Die Bärin JJ4 hatte Anfang des Monats einen Jogger im Trentino getötet. Der Vorfall hatte sich im bei Wanderern und Touristen beliebten Tal Val di Sole ereignet und europaweit für Schlagzeilen gesorgt.
Tierschützer wollen Tötung verhindern
Nachdem JJ4 jetzt in die Falle gegangen und betäubt worden ist, haben Mitarbeiter der Fangmannschaft und Tierärzte sie in das Tierpflegezentrum Casteller am Rand von Trient gebracht. Dort ist die Bärin mittlerweile wieder aufgewacht und wird von Wachpersonal und Tierpflegern betreut.
Der Regionalpräsident des Trentino, Maurizio Fugatti, zeigte sich erleichtert über das Einfangen des Tieres. Am liebsten hätte die Nachricht über den Fang schon im Jahr 2020 gegeben, als die Provinz Trient das Abschießen beziehungsweise das Einfangen von JJ4 angeordnet hatte. "Dies wurde uns seinerzeit untersagt. Mit der heutigen Erleichterung mischt sich nun die Trauer, um das, was zwischenzeitlich passiert ist", merkte Fugatti an.
Die Regionalregierung hatte nach dem tödlichen Angriff auf einen Jogger erneut das Abschießen der Bärin befohlen - wurde aber, nach Einsprüchen unter anderem von Tierschutzverbänden, wieder von einem Gericht gestoppt. Aktuell ist der Tötungsbefehl gerichtlich bis zum 11. Mai ausgesetzt. Dann soll nach einer Anhörung entschieden werden, wie es mit der jetzt gefangenen Bärin weitergeht.
Fugatti sprach sich erneut für eine Tötung aus. JJ4 habe sich auch in den vergangenen Tagen hochaggressiv gezeigt, als ihr die Fangmannschaft auf der Spur war. Unter anderem habe sie aufgestellte Kameras und Schilder zerstört.
Wie viele Bären verträgt das Trentino?
Generell forderte Fugatti, dass die Zahl der Bären im Trentino aus Sicherheitsgründen deutlich reduziert wird. Zurzeit hielten sich in der Gegend 130 Bären auf, 70 davon sollen nach seinem Willen in andere Regionen gebracht werden. Nach Angaben von Zivilschutzchef De Col sind unter den insgesamt 130 Bären zwei weitere besonders aggressiv. Auch bei ihnen bemühen sich derzeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forstverwaltung, sie einzufangen.
Tierschutzverbände appellierten, alles zu vermeiden, was die körperliche Unversehrtheit der jetzt gefangenen Bärin JJ4 gefährden könnte. Die Bären im Trentino sind im Rahmen eines Wiederansiedlungsprogramms, das von der Europäischen Union finanziell unterstützt wurde, seit 1999 in diese Alpengegend zurückgekehrt.