Ein Mitarbeiter von Kaspersky vor seinem Rechner

Israelischer Geheimdienst Neue Spionage-Vorwürfe gegen Kaspersky

Stand: 11.10.2017 11:06 Uhr

Die russische Antiviren-Firma Kaspersky wird von den USA verdächtigt, Spionage für die Regierung in Moskau zu betreiben. US-Behörden dürfen die Software deshalb nicht mehr einsetzen. Der israelische Geheimdienst soll laut "New York Times" einen Beweis für den Vorwurf gefunden haben.

Israelische Hacker attackieren russische Antiviren-Firma und finden dabei Informationen des US-Geheimdienstes NSA. So lässt sich in Kurzform die Geschichte erzählen, die die "New York Times" ("NYT") veröffentlicht hat. Sie bietet eine Erklärung für die Anweisung des US-Heimatschutzministeriums an alle US-Behörden, keine Antivirus-Software von Kaspersky mehr zu verwenden. Denn bei der von den Israelis gehackten Firma handelt es sich um die Moskauer Firma Kaspersky.

Ein Mitarbeiter von Kaspersky Lab in Moskau

Die Antiviren-Firma Kaspersky wurde 2015 offenbar vom israelischen Geheimdienst gehackt.

Informationen von privatem Rechner

Der israelische Angriff auf Kaspersky fand vor zwei Jahren statt. Das Unternehmen hatte damals laut "NYT" über den Hack informiert. Doch was fanden die Computerexperten aus Israel? Dazu äußert sich die "NYT" nicht im Detail. Laut dem Bericht soll es sich aber um Informationen gehandelt haben, die von dem privaten Rechner eines NSA-Mitarbeiters stammen. Nachdem die Informationen bei Kaspersky gefunden worden waren, sollen die israelischen Spione sie an die befreundeten US-Dienste weitergegeben und dabei Beweise in Form von Screenshots und Dokumentationen mitgeliefert haben, heißt es in dem Bericht.

Laut "Washington Post" habe die NSA bei Ermittlungen festgestellt, dass die Inhalte inzwischen in Besitz der russischen Regierung seien. Die USA verdächtigen Russland schon lange, Kaspersky für Spionage zu nutzen. Das Unternehmen bekräftigte, man habe nie irgendeiner Regierung bei der Cyberspionage geholfen. Technisch gesehen könnte der russische Geheimdienst auch ohne eine direkte Kooperation der Firma Schwachstellen in Kaspersky-Software ausgenutzt oder Agenten bei den Virenjägern eingeschleust haben. Gründer Eugene Kaspersky kündigte interne Untersuchungen an.

Antiviren-Programme als Einfallstor für Spionage?

Antiviren-Programme haben weitreichen Zugriff auf den Computer, um ihn analysieren und schützen zu können und wären damit ein nahezu perfektes Spionage-Werkzeug. Grundsätzlich scannen sie den Rechner und vergleichen gefundene Software mit den Schadprogrammen, die dem Anbieter bekannt sind. Bei einer Übereinstimmung greifen sie ein. Kaspersky-Kritiker in den USA argumentieren unter anderem, mit dem Antiviren-Programm gelangten auch grundsätzlich Informationen über amerikanische Computer nach Moskau. Kaspersky hat weltweit 400 Millionen Kunden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Oktober 2017 um 14:00 Uhr.