Türkischer Verleger Inhaftierter Kavala für Menschenrechtspreis nominiert
Der seit Jahren in der Türkei inhaftierte Verleger Kavala ist für den Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis vorgeschlagen. Auch die polnische Frauenrechtlerin Wydrzynska und der ukrainische Menschenrechtsaktivist Zakharov wurden nominiert.
Der Europarat hat die Nominierten für den diesjährigen Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis bekannt gegeben: Neben dem in der Türkei inhaftierten Kulturförderer Osman Kavala sind demnach die polnische Frauenrechtlerin Justyna Wydrzynska und der ukrainische Menschenrechtsaktivist Yevgeniy Zakharov vorgeschlagen. Wer die Auszeichnung erhält, soll am 9. Oktober in Straßburg bekannt gegeben werden.
Kavala ist seit Ende 2017 unter dem Vorwurf staatsfeindlicher Umtriebe inhaftiert. Im April 2022 verurteilte ihn ein Gericht in Istanbul zu lebenslanger Haft.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte forderte wiederholt Kavalas Freilassung. Die Inhaftierung ziele darauf ab, ihn zum Schweigen zu bringen und andere Menschenrechtler abzuschrecken, so die Kritik. Das Nominierungskomitee des Vaclav-Havel-Preises verwies nun auf Kavalas Einsatz für Menschenrechte und zivilgesellschaftliche Organisationen seit den frühen 1990er-Jahren.
Einsatz gegen restriktive Abtreibungsgesetze in Polen
Wydrzynska engagiert sich laut Europarat in Polen für die Rechte marginalisierter und verletzlicher Bevölkerungsgruppen. Als Gründerin eines Aktivistenkollektivs tritt sie seit 2006 gegen die restriktiven Abtreibungsgesetze ihres Landes ein. Weil sie einer Frau geholfen hatte, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen, wurde Wydrzynska strafrechtlich belangt und zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Zakharov erhielt eine Nominierung, weil er seit mehr als 50 Jahren in der Ukraine und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken Informationen über die Unterdrückung politischer Gefangener dokumentiert und sich für Wiedergutmachung einsetzt. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine gründete Zakharov den Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen "Tribunal für Putin", um Beweise für Kriegsverbrechen zu sammeln, zu prüfen und zu sichern.
Würdigung für Engagement für die Menschenrechte
Der nach dem Bürgerrechtler und früheren tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel (1936-2011) benannte Preis würdigt herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement für die Menschenrechte.
Die Auszeichnung, die seit 2013 jährlich vergeben wird, ist mit 60.000 Euro dotiert. Sie wird von der Parlamentarischen Versammlung des Europarats verliehen. Im vergangenen Jahr wurde der russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa ausgezeichnet.