Entführungen im Indischen Ozean Piraten kapern Schiffe mit Deutschen an Bord
Piraten haben im Indischen Ozean zwei Schiffe mit deutschen Besatzungsmitgliedern entführt. Gestern Morgen wurde der Frachter "Beluga Fortune" gekapert. Zuvor war vor Kenias der Tanker "York" entführt worden, er wurde inzwischen gesichtet. Die beiden Vorfälle zeigen, dass die Piraten immer professioneller agieren.
Vor Ostafika sind zwei Frachter mit deutschen Besatzungsmitgliedern entführt worden. Die erste Entführung ereignete sich nach Angaben der Singapurer Hafenbehörde rund 50 Seemeilen vor der kenianischen Hafenstadt Mombasa. Der Flüssiggas-Tanker "York" unter dem Kommando eines deutschen Kapitäns wurde demnach bereits am Samstag entführt. Erst nach fast 24 Stunden konnte der Kapitän Kontakt mit der Managerfirma in Griechenland aufnehmen.
"Der Besatzung geht es gut. Mehr kann ich jetzt nicht sagen", sagte der Sprecher des Unternehmens Interunity Management Corporation (IMC). An Bord seien außer dem deutschen Kapitän insgesamt 16 Besatzungsmitglieder. 14 Seeleute stammen von den Philippinen und zwei aus der Ukraine. Der deutsche Kapitän stamme aus der Nähe von Hamburg, hieß es.
Inzwischen wurde der entführte Frachter von einem Hubschrauber der Ant-Piraten-Mission Atalanta gesichtet: An Bord der "York" seien bewaffnete Piraten gesichtet worden, teilten die europäischen Seestreitkräfte mit. Nach ihren Angaben steuern die Piraten jetzt auf die somalischen Küstengewässer zu.
Zwei Deutsche an Bord der "Beluga Fortune"
Im Indischen Ozean wurde ein weiteres Schiff gekapert: Wie die Beluga Shipping GmbH mit Sitz in Bremen mitteilte, habe man am Morgen einen Notruf von Bord des Schwergutfrachters "Beluga Fortune" erhalten. Das Unternehmen bestätigte, dass es sich offensichtlich um eine Kaperung durch somalische Piraten handelt. Das Schiff sei von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterwegs nach Südafrika gewesen. Ob deutsche Seeleute an Bord sind, sagte das Unternehmen nicht.
Zuvor hatte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr allerdings einen Bericht bestätigt, wonach sich zwei Deutsche an Bord der "Beluga Fortune" befinden. Die Entführung habe sich am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr MEZ rund 1.200 Seemeilen östlich der kenianischen Stadt Mombasa ereignet.
Piraten immer professioneller und brutaler
Die beiden Vorfälle vom Wochenende zeigen nach Einschätzung der ARD-Hörfunkkorrespondetin Antje Diekhans erneut, wie professionell die somalischen Piraten inzwischen vorgehen. Sie führen längst nicht mehr mit einfachen Fischerbooten, sondern setzen Schnellboote mit GPS-System ein. So gelinge es ihnen auch, die Patrouillen der internationalen Kriegsschiffe zu umgehen.
Die EU-Mission Atalanta sei außerdem besorgt, weil die Piraten immer gewalttätiger würden. Sie terrorisierten die Besatzungsmitglieder mit Scheinhinrichtungen und stellen sicher, dass die Reedereien davon erfahren - um so ihre Geldforderungen nach oben treiben zu können.
Erst vor einer Woche war bekanntgeworden, dass Piraten bereits am 9. Oktober vor der Küste Kenias einen südkoreanischen Fischtrawler mit 43 Mann Besatzung gekapert hatten. Dieses Schiff entdeckten die EU-Soldaten nun in der Nähe des Flüssiggas-Tankers "York". Insgesamt haben somalische Piraten derzeit 19 Schiffe mit 428 Geiseln in ihrer Gewalt.