Treffen der Ostsee-Anrainer Unterseekabel schützen und schneller reagieren
Mehrere NATO-Staaten beraten heute über mehr Sicherheit im Ostseeraum. Anlass ist ein Serie mutmaßlicher Sabotageakte an Unterseekabeln, wie zuletzt durch das Schiff "Eagle S".
Die Ostsee voller Eisschollen, der Wind bläst mit unerbittlicher Härte: Es ist ungemütlich in diesen Tagen vor Finnlands Küste. Hier draußen liegt das Schiff "Eagle S" - festgesetzt von den finnischen Behörden. Der Tanker soll mehrere Kabel in der Ostsee zerstört haben.
Rund um das Schiff gibt es eine Sperrzone - nur wenige dürfen dort hinfahren. Heikki Harjanti ist einer von ihnen, ihm gehört ein Transportboot und er versorgt seit Anfang Januar die Crew der "Eagle S". "Wir bringen ihnen Trinkwasser und liefern Essen - ganz normales Essen, was Menschen eben mögen."
Ermittler glauben nicht an Zufall
Wortkarg macht er seine Arbeit und ignoriert, dass die "Eagle S" im Moment im Mittelpunkt einer sehr angespannten politischen Lage steht. Ermittler der finnischen Kriminalpolizei haben den vier Meter langen und zehn Tonnen schweren Anker geborgen, den das Schiff über 100 Kilometer über den Boden der Ostsee gezogen haben soll. Und nun versuchen die Beamten zu beweisen, dass das kein Zufall, sondern Absicht war, erzählt Risto Lohi von der Kriminalpolizei.
"Wir haben die Besatzung befragt und neun von ihnen mit einem Reiseverbot versehen, damit die Ermittlungen weitergehen können. Wir gehen technisches Material und Daten durch und versuchen zu rekonstruieren, ob es eine technische Störung gab."
Ostsee-Anrainer greifen härter durch
An eine mögliche technische Störung glauben die wenigsten. Es ist bereits das dritte Mal, dass Risto Lohi und sein Team sich mit zerstörten Kabeln in der Ostsee vor Finnland beschäftigen. Immer wieder treten diese Fälle auf - auch Deutschland war schon betroffen.
Der Fall der "Eagle S" zeigt: Die Ostsee-Anrainer greifen härter durch, setzen ein fremdes Schiff fest. Das gab es bislang noch nicht. Bei ihrem Treffen in Helsinki sollen noch weitere Maßnahmen zum Schutz kritischer Infrastruktur beschlossen werden, kündigte NATO-Generalsekretär Mark Rutte bereits gestern in Brüssel an: "Wir wollen die militärische Präsenz der NATO in der Ostsee ausbauen. Und wir werden über die 'Schattenflotte' sprechen. Kein Land soll uns ausbeuten können, unsere Infrastruktur bedrohen oder unsere Gesellschaften stören können."
"Defekte müssen umgehend gemeldet werden"
Mehrere Schiffe sollen dafür eingesetzt werden, das wurde bereits vorab bekannt. Das alleine reiche jedoch nicht, sagt der Experte für hybride Angriffe - Jukka Savolainen vom Europäischen Kompetenzzentrum zur Abwehr hybrider Bedrohungen Hybrid COE.
Die Betreiber von Infrastruktur wie Gaspipelines oder Kabeln müssten umgehend Defekte melden - am besten an ein NATO-Zentrum zur Überwachung kritischer Infrastruktur. Und das wiederum sollte dann die Daten von unterschiedlichen Geheimdiensten zusammenführen und die verdächtigen Schiffe identifizieren.
Zu dem Treffen in Helsinki reisen heute Staats- und Regierungschefinnen und Chefs der NATO-Ostsee-Anrainer an. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz ist dabei. Gegen Mittag wollen sie bei einer Pressekonferenz Ergebnisse präsentieren.