Frage vom 06.04.2011 Mit Wasserglas gegen die atomare Verseuchung
An der AKW-Ruine in Fukushima haben Arbeiter ein Leck mit einem Abdichtmittel auf Basis von "Liquid Glass" abdichten können. Zwar meinen Experten, damit sei die Gefahr längst nicht gebannt, aber immerhin gab es einen Hoffnungsschimmer. Werner Eckert erklärt, was "Liquid Glass" eigentlich ist.
"Liquid Glass" (Flüssigglas oder Wasserglas) ist eine flüssige oder gallertartige Masse, die schnell aushärtet. Sie ist kein flüssiges Glas, sondern eine Substanz, die Glas chemisch ähnlich ist. Wie zum Beispiel Flüssigbeton kann Flüssigglas auch unter Wasser verwendet werden. Am zerstörten japanischen Atomkraftwerk Fukushima schlossen Arbeiter jetzt ein Leck mit einem Abdichtmittel auf Basis von "Liquid Glass".
Zur Herstellung von Flüssigglas werden Quarzsand als Basis je nach Bedarf unterschiedliche Zusatzstoffe beigemischt. Die abgekühlte Substanz wird zu einem Pulver gemahlen. In heißem Wasser löst sich das Pulver wieder und kann als flüssige oder dickflüssige Masse verwendet werden. Am Bestimmungsort wird die Masse dann wieder hart.
Ob das Abdichten des Lecks in Fukushima eine dauerhafte Lösung sein kann, ist allerdings offen. Der Physiker Volker Erbert äußerte sich im ZDF kritisch. "Dicht sein und dicht bleiben ist ein Unterschied", sagte er. Die Masse kann zum Beispiel spröde werden. In sehr heißer Umgebung ist es auch möglich, dass ausgehärtetes Flüssigglas wieder zu schmelzen beginnt.
"Liquid Glass" wird in vielen Bereichen auch als hauchdünne Schutzschicht zur Versiegelung von Oberflächen genutzt, beispielsweise als zusätzlicher "Anstrich" von Hauswänden. Von so präpariertem Mauerwerk können Graffiti problemlos abgewaschen werden. Flüssigglas aus der Spraydose wird auch als dauerhafter Schutz für Autolack verwendet.