Hintergrund

Länderporträt Georgien Transitland für Öl und Dollars

Stand: 28.08.2007 01:39 Uhr

Die ehemalige Sowjetrepublik Georgien ist durch Bürgerkrieg und wirtschaftlichen Niedergang geschwächt. Trotzdem hat sie als Transitland für die Öl- und Gasvorräte am Kaspischen Meer eine hohe ökonomische Bedeutung. Die großen Energiekonzerne würden daher eine stabilere und eher westlich orientierte Regierung begrüßen.

Mit einer Fläche von etwa 70.000 Quadratkilometern ist Georgien in etwa so groß wie Bayern, hat aber weniger als halb so viele Einwohner. Trotzdem ist es von großer strategischer und ökonomischer Bedeutung: Wer über den Kaukasus an das Schwarze Meer will, ohne russisches oder iranisches Territorium zu durchqueren, muss durch die ehemalige russische Republik.

Begehrtes schwarzes Gold

Auch die Baku-Ceyhan-Pipeline vom Ölstaat Aserbaidschan in die Türkei soll durch Georgien führen. Durch sie soll schon 2004 Öl aus den ergiebigen Feldern am Kaspischen Meer in die Türkei fließen. Mit 1800 Kilometer ist sie eine der längsten der Welt – und eine der technisch aufwändigsten: Die Leitung muss Höhenunterschiede von 2800 Meter überwinden, führt durch extreme Klimazonen, politisch instabile Gebiete und Erdbebenregionen.

Über drei Milliarden Dollar soll das Projekt kosten – und die drei beteiligten Staaten Türkei, Aserbaidschan und Georgien. Alle hoffen, von dem Kuchen ein möglichst großes Stück abzubekommen. Insbesondere das ehemalige Bürgerkriegsland Georgien, dessen Wirtschaftskraft seit über zehn Jahren zurückgeht, hofft auf Devisen und Arbeitsplätze.

Männer finden kein Gehör

Entsprechend haben Bedenkenträger in Georgien wenig Chancen, sich durchzusetzen. Auch wenn sie argumentieren, dass der Löwenanteil der Investitionen und Nutzungsgebühren wohl in den Nachbarländern bleiben wird. So wird die gesetzwidrige Nutzung von Grundstücken eines Nationalparks ebenso geduldet wie die Verringerung der Entschädigungszahlungen an die Landbesitzer oder die mögliche Zerstörung einer wertvollen Mineralquelle.

Den Investoren kommt der Machtwechsel in Georgien sehr gelegen. Sie setzen auf Michail Saakaschwili. Der in den Vereinigten Staaten ausgebildete Jurist gilt als besonders US-freundlich und Befürworter des Pipeline-Projektes.