Hintergrund

Zur Person: Moses Blah Vom Vizepräsidenten zum Aufrücker

Stand: 29.08.2007 00:25 Uhr

Moses Blah heißt der Nachfolger von Charles Taylor. Politische Beobachter schätzen den neuen Machthaber in Monrovia als undurchsichtigen Vasallen des abgetretenen Präsidenten ein. Viele Rebellen sehen in Blah nichts als eine Marionette Taylors.

Scheinbar unverrückbar stand Moses Blah stets im Schatten des liberianischen Präsidenten Charles Taylor. Jetzt ist der ehemalige Vizepräsident selbst als mächtigster Mann des vom Bürgerkrieg zerrütteten westafrikanischen Staates vereidigt worden.

Der treue Gefolgsmann darf nun also selbst die Fäden ziehen. Dass er das Land in bessere Zeiten führt, daran zweifeln jedoch nicht nur die Rebellen der Vereinigten Liberianer für Versöhnung und Demokratie (LURD). Denn "Taylors General" kämpfte selbst im liberianischen Bürgerkrieg der 90er Jahre mit.

Libysches Guerillatraining

In die Politik gelangte der heute 56-Jährige wie Taylor über ein libysches Militärtrainingslager, wo er sich von 1985 bis 1989 zum Kämpfer ausbilden ließ. Das nordafrikanische Land spielt eine bedeutende Rolle in der liberianischen Politik - Libyens Staatschef Muammar el Gaddhafi ist ein treuer Unterstützer Taylors.

1989 kehrten Blah und Taylor als Mitglieder einer 200-köpfigen Guerillatruppe nach Liberia zurück, aus der später Taylors National Patriotic Front of Liberia (NPFL) hervorging. Der politische Dialog war ihre Sache nicht. Sie zettelten vielmehr einen Bürgerkrieg an, der acht Jahre andauerte und in dieser Zeit 250.000 Menschen das Leben kostete.

Ausflug ins Diplomatenlager

Als Taylor nach dem Kriegsende 1997 zum Präsidenten gewählt wurde, bekam Blah keinen Posten in der Regierung, sondern wurde als Botschafter nach Libyen geschickt. Mit seinen guten Sprachkenntnissen bewegte er sich sicher auf internationalem Parkett: Neben Englisch und seiner Muttersprache Dan beherrscht er fließend Arabisch und Französisch.

Kaltgestellt als Vizepräsident

Im Jahr 2000 holte Taylor Blah nach Monrovia zurück und macht ihn zu seinem Stellvertreter - in Liberia ein rein repräsentatives Amt. Als Vizepräsident stand Blah nur ein Leibwächter zu. Sein Auto musste er gar selbst chauffieren. Womöglich schielte Blah deshalb schon länger neidvoll auf den Präsidentenpalast.

Rätseln um angeblichen Putschversuch

Am 5. Juni verkündete Taylor jedenfalls, er sei nur knapp einem Putschversuch Blahs entkommen und habe dessen Rücktritt akzeptiert. Der in Untersuchungshaft genommene Blah sollte dazu Stellung nehmen - doch er schweigt bis heute zu dem Vorwurf.

Acht Tage später kündigte Taylors Rundfunksender Kiss FM an, er habe den Vizepräsidenten nach Gesprächen mit Vertretern aus Blahs Herkunftsregion in sein Amt zurückberufen. Ob der undurchsichtige Vasall tatsächlich einen Putschversuch startete, ist bis heute ein Rätsel. Mit Taylors Rücktritt kommt der frühere Arbeiter aus der Ernährungsindustrie und Vater von 14 Kindern nun auch ohne einen Staatstreich aus.

Rebellen kündigen Widerstand an

Die LURD-Rebellen wollen Blah aber laut ihrem Vizechef Sékou Fofana nicht als neuen Staatschef akzeptieren. So ist ein Ende der Kämpfe auch nach der Amtsübergabe nicht sehr wahrscheinlich.