Gewinner und Verlierer der SARS-Krise Hotels leiden, Bringdienste profitieren
Die Lungenkrankheit SARS drückt immer mehr auf die asiatische Wirtschaft. Vor allem Fluggesellschaften, Hotels und Gaststätten bekommen die Angst vor SARS zu spüren. Telekommunikationsunternehmen und Lieferdienste profitieren.
Die Wirtschaft in Asien stöhnt: Kundenschwund, leere Hotels, abgesagte Reisen. SARS lähmt die Millionenstädte Singapur und Hongkong: Aus Angst vor der Lungenkrankheit bleiben die Menschen so viel wie möglich zu Hause.
Täglich neue Meldungen über weitere Infektionen und Todesfälle in Hongkong, Singapur, China, Vietnam und Thailand lassen auch Geschäftsleute und Urlauber Reisen nach Fernost stornieren. Taxen bleiben leer, Kellner warten in Restaurants oft vergeblich auf Kundschaft.
Wachstumsprognosen korrigiert
Die Folgen für die ohnehin angeschlagenen Ökonomien Hongkongs oder Singapurs sind beträchtlich. Eilig korrigieren Analysten und Regierungen Wachstumsprognosen nach unten. Morgan Stanley prognostiziert für Asien, Japan ausgenommen, ein Wirtschaftswachstum von nur noch 4,5 Prozent. Zuvor waren 5,1 Prozent erwartet worden. Die Wirtschafts- und Sozialkommission der UNO für Asien und den Pazifik (ESCAP) senkte seine Prognose für Asien (ohne Japan) um 0,4 Prozentpunkte auf 5,0 Prozent.
"Eines ist sicher: Hongkong wird 2003 nicht sein vorausgesagtes Wachstum von drei Prozent erreichen", sagte der Finanzminister der Stadt, Antony Leung. Ähnlich düster ist das Bild in Singapur: Analysten der Citigroup senkten die Erwartungen um 0,7 Punkte auf 2,8 Prozent. Die ESCAP geht sogar von 1,2 Prozentpunkten weniger Wachstum aus und rechnet für Singapur nur noch mit 3,0 Prozent.
Gastronomie befürchtet Massenentlassungen
Am schwersten hat es die Reisebranche erwischt. Die Singapurer Zeitung "Straits Times" berichtet von massiven Stornierungen überall in Südostasien. Fluggesellschaften wie Cathay Pacific (Hongkong) und Singapore Airlines (Singapur) haben ihre Flüge mangels Passagieren kräftig zusammengestrichen.
In den Hotels ist die Auswahl derzeit ebenfalls groß. In manchen Hongkonger Häusern ist die Auslastung in einstelligen Prozentbereich abgerutscht. "Die Lage ist zum Verzweifeln", sagt Pakir Singh vom Singapurer Hotelverband. Die durchschnittliche Belegungsquote liege bei etwa 30 Prozent. Im letzten Jahr waren es noch 70 Prozent. Messeveranstalter sagten mehr als die Hälfte der für April und Mai in Singapur geplanten Ausstellungen ab oder verschoben sie.
Weil aus der Angst vor Ansteckung immer weniger Menschen auswärts Essen gehen, machten in Hongkong bislang mehr als 50 Restaurants dicht. Der Chef des Gastronomieverbandes, Ng Tak-Leung, rechnet damit, dass zehntausende Restaurantangestellte ihren Job verlieren werden. Gewerkschaften befürchten, dass bis zu 60.000 Gastronomie-Mitarbeiter betroffen sein könnten. Die Regierung von Singapur erklärte, sie unterstütze angesichts der Krise Maßnahmen wie Zwangsurlaub und geringere Einkommen für Angestellte, wenn dadurch Arbeitsplätze und Unternehmen erhalten werden könnten.
Lieferservices melden größere Nachfrage
Es gibt aber auch ökonomische Gewinner der SARS-Krise: In Singapur profitieren Unternehmen mit Lieferservice davon, dass die Menschen aus Angst vor Ansteckung zuhause bleiben und die Schulen wochenlang geschlossen bleiben. Das Online-Geschäft von NTUC Fairprice, der größten Supermarktkette Singapurs, schoss seit dem Ausbruch von SARS um 300 Prozent nach oben. Die Fastfood-Restaurants McDonald's und Pizza Hut berichten von deutlich weniger Gästen in den Restaurants. Dagegen ließen sich immer mehr Kunden Hamburger oder Pizza nach Haus liefern. Singapurs Telekommunikationsanbieter registrieren gleichzeitig einen Anstieg der Internet-Nutzung und deutlich mehr verschickte SMS.