Rumänien feiert EU-Beitritt Gelb-blaue Feier mit kulturellen Besonderheiten
Bukarest hat sich herausgeputzt: Überall funkeln gelbe und blaue EU-Sternchen. Die Rumänen sollten ihre kulturelle Besonderheit pflegen und erhobenen Hauptes in die EU gehen, so der Regierungschef. An Silvester pflegt er selbst eine alte rumänische Tradition, nämlich das Duell der Männer-Eitelkeiten.
Von Eberhard Nembach, ARD-Hörfunkstudio Wien
Regierungschef Popescu-Tariceanu besuchte gestern Abend noch mit seiner Gattin werbewirksam das nationale Kunstmuseum in Bukarest. Die Rumänen sollten erhobenen Hauptes in die Europäische Union gehen, so der Regierungschef vor den Werken rumänischer Künstler aus mehreren Jahrhunderten. Seine Landsleute sollten ihre eigene kulturelle Besonderheit pflegen und sich neben den anderen EU-Bürgern gleichwertig fühlen.
Zwei Männer - zwei Feiern
Der Premier selbst pflegt auch eine alte rumänische Tradition, nämlich das Duell der Männer-Eitelkeiten: Popescu-Tariceanu und Präsident Basescu haben zwei getrennte Partys in Bukarest angesetzt, jeder versucht, dem anderen die Show zu stehlen: "Das ist natürlich ein besonderer Tag für die Rumänen, weil sie ab dem 1.1.2007 EU-Bürger sein werden. Es war die Pflicht der Regierung, einen Rahmen zu schaffen für diese Gefühle", meint Popescu-Tariceanu.
Es gebe da noch andere Feiern in Bukarest, am Universitätsplatz, dem symbolischen Ort der Wendedemonstrationen, räumt der Premier ein. Aber die offiziellen Feierlichkeiten fänden auf seiner Regierungsbühne statt, ein paar hundert Meter weiter gleich gegenüber dem Kunstmuseum. Er sei stolz, dass wichtige Staatsgäste auf seiner Bühne feiern, so Popescu-Tariceanu. Allen voran der Außenminister aus Deutschland, das im nächsten halben Jahr die EU-Präsidentschaft hat.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier stattet auch Hermannstadt einen Besuch ab. Die siebenbürgische Kleinstadt, die rumänisch Sibiu heißt und in der sich viele deutsche Firmen angesiedelt haben, ist gemeinsam mit Luxemburg Europas Kulturhauptstadt 2007. Bürgermeister Klaus Johannis ist ein Siebenbürger Sachse und freut sich über das große Interesse.
Rumänen blicken optimistisch in die Zukunft
Die meisten der 22 Millionen Rumänen gehen selbstbewusst in die Europäische Union. Sie freuen sich über Reisemöglichkeiten und über den Druck, den Brüssel auch weiterhin auf die rumänischen Politiker macht. Das sehen viele sehr positiv, schließlich hat Rumänien noch einen weiten Weg vor sich, um zu den anderen EU-Mitgliedern aufzuschließen. "Ja, es gibt diese strengen Auflagen aus Brüssel", sagt ein Student in Bukarest, "und ich bin nicht sehr optimistisch, dass wir die alle erfüllen.“
"Natürlich ist die Öffnung des Landes, die der EU-Beitritt mit sich bringt, gut", sagt eine Englisch-Lehrerin. "Das wird neue Möglichkeiten für junge Leute bringen. Rumänien ist im Begriff zurückzufallen, da kommt das gerade richtig.“ "Für mich ändert sich da nicht viel", sagt ein weltgewandter junger Kunsthändler selbstbewusst, "wir waren immer europäisch. Im Januar fahre ich mit Kunstwerken nach Bologna – ich bin gespannt, was am Zoll passiert, das ist doch das Wichtigste.“