Tel Aviv und Jerusalem bei Nacht Hochzeit, Gebete und Trance

Stand: 31.08.2007 16:20 Uhr

Die chasidische Hochzeit in Meir Scherim erreicht ihren Höhepunkt. Der moslemische Scheich scheint entrückt. Und im Allenby 58 haben die Jungen ihren stärksten Augenblick der Woche.

An der Klagemauer in Jerusalem haben sich Fromme nach Mitternacht noch zum Gebet versammelt. In Meir Scherim stehen die Türen offen zum Hochzeitsfest. Jeder kann vorbeikommen und mitfeiern. Die Spaßmacher laufen zu ihrer Höchstform auf. Spaßmacher haben Tradition bei chasidischen Hochzeiten. Das Fest ist eher bescheiden, doch darauf kommt es auch gar nicht an. Es gilt, sich mit Braut und Bräutigam an diesem Tag zu freuen.

Für die Festgäste ist diese Art von Unterhaltung die einzige, die ihnen erlaubt ist. Sie dürfen nicht ins Kino gehen, haben keinen Fernseher, denn das sind ihrer Meinung nach Schaukästen des Teufels. Die artistischen Darbietungen gehen noch weit bis in die Nacht hinein.

Das Erkennen der göttlichen Wahrheit

Nach Stunden des Gebetes ist der Scheich in Trance, scheint entrückt zu sein. Die spitzen Nadeln sind in die Wangen gebohrt. Die letzten geheimen Rituale der Sufis aber bleiben uns verborgen. So wird berichtet, dass Scheichs von ihren Anhängern unbedingten Gehorsam fordern, wenn sie mit Säbeln Gliedmaßen durchstoßen und dabei kein Blut fließen soll.

Der Höhepunkt: Das Erkennen der göttlichen Wahrheit. Nach einem alten Gleichnis ist Allahs Wahrheit dabei wir Feuer. Man kann es erst hören, dann sehen und dann im Feuer aufgehen.

150 Schläge pro Minute

Im Allenby 58 hat DJ Jeff Mills die Tänzer zum Höhepunkt geführt. Es ist vier Uhr. Man hat den Eindruck, dass hier mehr abgeht als nur eine Disco-Nacht. Die jungen Leute scheinen ihren stärksten Augenblick der ganzen Woche zu haben, fühlen sich befreit, erleben eine andere Welt. 150 Schläge pro Minute lassen die Körper seit Stunden ohne Pause vibrieren. Das kann wohl nur der aushalten, der sich mit Crystal und Ecstasy aufgeputscht hat.

Die Ersten verlassen das Allenby. Doch die Nacht der Tel Aviv-Schwärmer ist noch nicht vorbei. Michal sammelt Kräfte. Das Wochenende wird für sie noch lange dauern.