Russische Militärübung Mega-Manöver als Machtdemonstration?
13.000 russische und weißrussische Soldaten - laut Moskau soll das bevorstehende "Sapad"-Manöver etwa diese Größenordnung haben. Doch die baltischen Russland-Anrainer und auch die Bundesverteidigungsministerin rechnen mit 100.000 Soldaten und sprechen von einer Drohgebärde.
13.000 russische und weißrussische Soldaten - laut Moskau soll das bevorstehende "Sapad"-Manöver etwa diese Größenordnung haben. Doch die baltischen Russland-Anrainer und auch die Bundesverteidigungsministerin rechnen mit 100.000 Soldaten und sprechen von einer Drohgebärde.
Die baltischen Staaten hatten darüber schon länger spekuliert: An dem bevorstehenden Großmanöver von russischen und weißrussischen Streitkräften werden auch nach Einschätzung von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen deutlich mehr Soldaten teilnehmen als von Moskau angegeben. Beim Treffen mit ihren europäischen Amtskollegen in Tallinn bezifferte von der Leyen die erwartete Zahl auf "mehr als 100.000" und wertete das bevorstehende Manöver an den NATO-Grenzen als eine "Machtdemonstration" Moskaus.
Russland hatte die Zahl der Soldaten, die an der Übung mit dem Namen "Sapad" (Westen) teilnehmen werden, mit lediglich 12.700 angegeben. In der NATO geht man davon aus, dass Moskau durch die Angabe der niedrigen Zahl Transparenzverpflichtungen umgehen will. Bei mehr als 13.000 Soldaten müsste es als Mitglied der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) nämlich eine umfangreiche Beobachtung der Übung ermöglichen. Selbst das Überfliegen des Manövergebiets und Gespräche mit beteiligten Soldaten wären dann erlaubt. Das lehnt die russische Führung ab - unter Verweis auf die angeblich zu geringe Teilnehmerzahl.
Dauerhafte Stationierung an NATO-Grenzen?
Vor allem Länder wie Polen, Litauen, Lettland und Estland sehen die russische Großübung als Drohgebärde. "Ich glaube, es ist unbestritten, dass wir hier auch eine Fähigkeits- und Machtdemonstration der Russen sehen", kommentierte von der Leyen in Tallinn. Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly warf Russland gar eine "Einschüchterungsstrategie" vor. Die zentral- und osteuropäischen Mitglieder befürchten, dass Russland das Manöver nutzt, um dauerhaft Soldaten an den Grenzen zur NATO zu stationieren.
Von der Leyen sagte, die Bündnispartner stünden an der Seite der baltischen Staaten und Polens. Diese könnten sich "fest auf uns verlassen". Das zeige auch die Präsenz von NATO-Truppen in Osteuropa. Das Bündnis hatte in diesem Jahr die Verstärkung ihrer Truppen in Polen, Estland, Lettland und Litauen abgeschlossen. Das Bündnis reagierte damit auf Befürchtungen der osteuropäischen Mitglieder, die seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland 2014 ihre eigene Sicherheit bedroht sehen.
Ukraine befürchtet russischen Angriff
Zum Großmanöver, das am 14. September beginnt, wird die NATO nun drei Beobachter schicken, allerdings nur an offiziellen Besuchertagen, mehr wurde nicht genehmigt. "Sapad" wird von Experten bereits als eine der größten Militärübungen der russischen Armee seit Zusammenbruch der Sowjetunion bezeichnet.
Entsprechend skeptisch sieht auch die Ukraine dem russisch-weißrussischen Großmanöver entgegen: Kiew habe die Kontrollen an allen Abschnitten der Grenze zu Weißrussland verstärkt, sagte Präsident Petro Poroschenko. "7000 Waggons mit Soldaten und Technik nähern sich unseren Grenzen und es gibt keine Garantien, dass alles nach dem Manöver [...] nach Russland zurückkehrt." Poroschenko warf Russland vor, sich auf einen großen Angriffskrieg vorzubereiten.