Terror in Neuseeland Ein Land unter Schock
Die Neuseeländer waren immer stolz auf ihre friedliche Nation. Umso mehr erschüttert der brutale Terroranschlag von Christchurch das Land. Beileidsbekundungen aus der ganzen Welt treffen ein.
Neuseeland ist erschüttert an diesem "finstersten Tag in der Geschichte des Landes", so nannte ihn Premierministerin Jacinda Ardern. Alle Menschen, die an diesem Tag vor die Kameras treten, kämpfen mit den Tränen nach dem Horror, der über ihr friedliches Land hereingebrochen ist.
"Junge Männer rannten neben meinem Auto her", erzählt eine Augenzeugin einem BBC-Reporter. "Sie begannen zu stürzen, einer links, einer rechts von meinem Auto." Sie beschreibt, wie sie versucht, die Opfer um sie herum zu retten. Einen kann sie auf den Rücksitz ziehen und Druck auf seine Wunde ausüben.
"Wir haben damit weitergemacht, bis Hilfe kam, aber der Mann auf der anderen Straßenseite starb. Ich bin 66 Jahre alt, ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas einmal erleben müsste, nicht in Neuseeland", sagt die Augenzeugin.
Schwerster Anschlag in der Geschichte Neuseelands
Es ist der schwerste Anschlag dieser Art in Neuseeland. Vor 27 Jahren gab es zuletzt einen Amoklauf, damals starben 14 Menschen. Premierministerin Jacinda Ardern nannte die Geschehnisse am Abend beim Namen: "Es ist klar, dass man das nur als Terrorangriff bezeichnen kann." Was man wisse, ließe darauf schließen, dass die Tat gut geplant war.
Bisher hat die Polizei vier Menschen festgenommen, einer ist wieder auf freiem Fuß. "Das sind Menschen mit extremistischen Ansichten, die keinen Platz in Neuseeland finden und nirgendwo auf der Welt", so Ardern.
"Wir lehnen Euch ab und verurteilen Euch zutiefst" - Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern
"Es ist unglaublich, unfassbar."
Das Land ist für seine Toleranz und Offenheit bekannt. Die meisten Bewohner sind eingewandert aus Europa und Asien. Sie stehen für Integration. Rechtsradikalismus ist kein verbreitetes Phänomen in Neuseeland. Die 50.000 Muslime sind gut integriert. Viele von ihnen stammen aus Pakistan und Bangladesch.
"Viele der Opfer in der muslimischen Gemeinde sind aus dem Krieg geflohen. Sie haben ihr Leben gerettet, um in Neuseeland eine Zuflucht zu finden. Es ist unglaublich, so unfassbar." So erzählt es ein Mann, der an einem der Tatorte Blumen niederlegt. Die meisten Neuseeländer bringen ihren Schock und ihren Kummer zum Ausdruck, aus der ganzen Welt treffen Sympathie- und Beileidsbekundungen ein.
"Neuseeland wurde ausgewählt, weil es kein Platz ist, wo gewalttätiger Extremismus existiert. Wir lehnen die Neigungen ab, wir werden sie weiter ablehnen. Das ist kein Hort für diese Art von Benehmen, für diese Ideologie; es ist ein Ort, an dem sich Menschen sicher fühlen sollen und sich sicher fühlen werden", sagte die Premierministerin.
Rechtsradikales Manifest
Der mutmaßliche Haupttäter, ein 28-Jähriger, hatte seine Tat mit einer Helmkamera live im Internet übertragen. Er war zunächst in eine Moschee in der Innenstadt von Christchurch eingedrungen und hatte dort wahllos auf die Gläubigen geschossen. Später setzte er sein Tötungswerk in einer Moschee in einem Vorort fort.
In einem Manifest im Internet soll er seine Tat begründet haben. Er spricht von angeblichem "Völkermord" an der weißen Rasse - er wolle jetzt eine Atmosphäre der Angst unter den Muslimen schaffen.
"Aber", so die Premierministerin, "wir alle sollten diese Botschaft des Hasses nicht weiterverbreiten."