Zehn Jahre König Willem-Alexander Volksnah - mit dem Hang zu Fettnäpfchen
Die Niederländer feiern heute den 56. Geburtstag ihres Monarchen, der fast auf den Tag genau seit zehn Jahren im Amt ist. Doch wegen diverser Fehltritte ist von Willem-Alexanders Popularität wenig übrig.
Erhobenen Hauptes schreiten Willem-Alexander und seine Gattin Maxima an diesem 30. April 2013 durch die Nieuwe Kerk in Amsterdam. Vor den Abgeordneten des Parlaments und royaler Prominenz aus ganz Europa legt der damals 46-jährige Thronfolger seinen Amtseid ab.
Aus dem einst partyfreudigen "Prinz Pilsje" wird der seriöse König Willem-Alexander. Heute, zehn Jahre später, erinnert sich der Monarch an einen wunderbaren Tag mit einer ganz besonderen Atmosphäre:
Ich erinnere mich gut an einen Moment: Ich stand da, in der Kirche wurde die Hymne gesungen und da hatte ich eine Art 'Out-of-body-experience', so als würde ich über mir selbst schweben. Und ich dachte: Um Himmels Willen, was machst du hier? Und was glaubst du eigentlich, wer du bist?
Zum Beginn der Regentschaft von Willem-Alexander genoss das Königshaus noch deutlich höhere Popularitätswerte als heute.
In der Pandemie von einem Fettnäpfchen ins nächste
Das Königspaar genießt zu dieser Zeit höchste Popularitätswerte. Daran ändert sich lange Zeit wenig - bis die Corona-Pandemie ausbricht und die Royals von einem Fettnäpfchen ins nächste treten. Eine Reise nach Griechenland, während die Bevölkerung zu Hause bleiben muss und ein großes Fest zum 18. Geburtstag der Kronprinzessin trotz Kontaktbeschränkungen.
Hinzu kommt das Schwelgen im Luxus mit protzigen Urlaubsdomizilen und teuren Jachten. Bei den Untertanen macht sich Unmut breit.
"Dass er in Kreta oder Griechenland gewesen ist, obwohl wir alle wegen Corona zu Hause bleiben sollten, das fand ich schon schade. Wir mussten uns ja alle daran halten", sagt eine Frau. Und ein Mann meint: "Es ist ein Teil unserer Geschichte, aber ansonsten nicht wichtig für mich. Ich könnte auch ohne Monarchie, aber sie gehört zu unserem Land."
Nach harscher Kritik brach die niederländische Königsfamilie eine trotz der Corona-Krise unternommene Urlaubsreise nach Griechenland ab - und versuchte sich in einer Videobotschaft zu erklären.
"Jetzt ist das Theater die Hauptsache geworden"
Laut einer Umfrage haben 55 Prozent der Niederländer Vertrauen in die Monarchie. Vor zehn Jahren waren es noch 75 Prozent. Auch die Rolle des Königs habe sich verändert, sagt der Autor und Publizist Geert Mak. Anders als seine Mutter Beatrix habe Willem-Alexander kaum noch politischen Einfluss. Er sei vor allem der Repräsentant des Landes - mit allem Glanz und Gloria, das eine Monarchie auszeichne.
"Das ist das Theater des Staates", so Mak. "Das sage ich mit allem Respekt, denn das ist harte Arbeit. Aber was heute fehlt, ist der politische Aspekt. Beatrix spielte politisch noch eine wichtige Rolle. Jetzt ist das Theater die Hauptsache geworden."
"Häufig sehr nett, sehr empathisch"
Er wolle Verbindungen schaffen und zeigen, was die Gesellschaft vereine - in guten wie in schlechten Zeiten, sagte Willem Alexander bei seiner Krönung. Dies sei ihm durchaus gelungen, bescheinigt ihm die Königshaus-Expertin Jozephine Trehy. Das Königspaar mische sich häufig unters Volk, besuche Firmen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Schulen. Damit sei es nah dran an den Menschen.
"Wenn man in den Umfragen sieht, wie die Leute den König beschreiben, dann ist er häufig sehr nett, sehr empathisch und mitfühlend", so die Expertin. Die Menschen hätten Bilder von Sportevents vor Augen, wo er ausgelassen mitjubele, oder vom Königstag, wo man ihn immer fröhlich sehe.
So wird es auch an diesem Donnerstag sein, wenn der König mit seinem Gefolge Rotterdam besucht. "Lang zal hij leven" werden die Untertanen zum 56. Geburtstag des Monarchen singen.
Und nicht nur in der Hafenmetropole wird "Koningsdag" gefeiert. Im ganzen Land gibt es Volksfeste und Trödelmärkte, viel Musik und reichlich zu trinken. Und für die Oranier eine gute Chance, verloren gegangene Sympathien zurückzugewinnen.