Rettungsschiff "Ocean Viking" Italien lässt Flüchtlinge auf Quarantäne-Schiff
Nach tagelangem Zögern erlaubt Rom offenbar 180 Flüchtlingen auf dem Rettungsschiff "Ocean Viking" den Wechsel auf ein Quarantäne-Schiff. Die Geflüchteten sollen am Montag auf Sizilien von Bord gehen, bestätigte SOS Méditerranée.
Die seit Tagen auf dem Rettungsschiff "Ocean Viking" ausharrenden 180 Flüchtlinge sollen offenbar auf das italienische Quarantäne-Schiff "Moby Zaza" gebracht werden. Die Übernahme der aus Seenot geretteten Menschen sei für Montag geplant, hieß es aus Quellen im Innenministerium in Rom.
Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, bestätigte auf Twitter, dass die Migranten in der sizilianischen Hafenstadt Porto Empedocle ausgeschifft werden. Dort liegt die "Moby Zaza" vor Anker. Die Organisation sprach von "Erleichterung auf der Ocean Viking". Die unnötige Verzögerung habe Leben in Gefahr gebracht.
Offenbar Hungerstreik und Suizidversuche an Bord
Die Lage auf dem Schiff, das sich in internationalen Gewässern vor Sizilien befindet, hatte sich Ende der Woche zugespitzt. SOS Méditerranée berichtete von einem Hungerstreik unter den Geflüchteten und von mehreren Suizidversuchen.
Die "Ocean Viking" hatte den Notstand an Bord ausgerufen. Bis dahin waren mehrere Bitten um Zuweisung eines sicheren Hafens in Malta und Italien ohne Erfolg geblieben. Laut SOS Méditerranée hatte die "Ocean Viking" in vier Einsätzen am 25. und 30. Juni rund 180 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet.
Medizinisches Personal an Bord
Italien schickte am Samstag einen Psychiater und einen kulturellen Mediator aus Pozzallo auf Sizilien für mehrere Stunden an Bord. Die Lage an Bord habe sich etwas entspannt, bestätigte SOS Méditerranée heute. Sie könne aber wieder kippen. Der Arzt habe enorme psychische Belastungen bei den Geflüchteten auf dem Schiff festgestellt.
Die Corona-Abstriche, für die italienische Helfer an Bord gekommen waren, seien am Nachmittag abgeschlossen worden. Über Ergebnisse sei noch nichts bekannt. In anderen Fällen waren bei Tests von Migranten auf Schiffen zuletzt einige Corona-Fälle entdeckt worden.
Corona-Pandemie verschärft Lage für Migranten
Italien und Malta hatten sich in der Corona-Pandemie zu nicht sicheren Häfen erklärt. Trotzdem brechen Migranten von Libyen und Tunesien in Richtung Europa auf. Rom und Valletta nahmen zuletzt zwar wieder Menschen von privaten Schiffen auf, doch die Länder zögern mit der Zuweisung von Häfen oft lange. Sie fordern von anderen EU-Staaten regelmäßig Zusagen über die Weiterverteilung der Menschen.