Ulf Kristersson

NATO-Einsatz in der Ostsee Schwedische Schiffe sollen Infrastruktur schützen

Stand: 13.01.2025 01:19 Uhr

Nach mehreren vermuteten Sabotageaktionen wird sich Schweden mit drei Kriegsschiffen an NATO-Bemühungen zum besseren Schutz der Ostsee beteiligen. Dies kündigte Regierungschef Kristersson an. Man sei nicht naiv, betonte er.

Die schwedischen Streitkräfte werden sich mit drei Kriegsschiffen und einem Überwachungsflugzeug an einem NATO-Einsatz zur Überwachung der Ostsee beteiligen. Ziel der Mission sei der Schutz von Unterwasserkabeln, sagte der schwedische Regierungschef Ulf Kristersson. Außerdem sollten die Aktivitäten der russischen Schattenflotte besser beobachtet werden.

Kristersson hielt sich bei einer Konferenz mit konkreten Schuldzuweisungen zurück, berichtet die schwedische Nachrichtenagentur TT. Man sei jedoch nicht naiv, betonte der liberalkonservative Politiker. Die Tatsache, dass in der Ostsee immer wieder merkwürdige Dinge passierten, führe zu der Annahme, dass feindliche Absichten nicht ausgeschlossen werden könnten, sagte Kristersson. Schweden und seine Nachbarn duldeten dies nicht länger.

Die finnische Außenministerin Elina Valtonen hatte am Freitag mitgeteilt, dass die NATO zwei Schiffe zur Überwachung der Infrastruktur in die Ostsee entsenden wolle. Unklar blieb, ob es sich um finnische Marineschiffe handeln soll. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sollen insgesamt etwa zehn Schiffe an dem Einsatz beteiligt sein. Eine offizielle Stellungnahme der NATO gibt es noch nicht. Zuvor hatten Polen und Estland verstärkte Überwachungsmaßnahmen angekündigt.

Russlands Schattenflotte unter Verdacht

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Schäden an wichtiger unterseeischer Infrastruktur gegeben. So wurden in der Weihnachtszeit ein zwischen Finnland und Estland verlaufendes Stromkabel sowie mehrere Kommunikationskabel beschädigt.

Die finnische Polizei vermutet, dass der unter der Flagge der Cookinseln fahrende Öltanker "Eagle S" die Schäden mit seinem Anker vorsätzlich verursachte. Sie ermittelt daher wegen möglicher Sabotage und hat den Tanker beschlagnahmt.

Nach Einschätzung der EU gehört die "Eagle S" zur russischen Schattenflotte. Gemeint sind damit Tanker und andere Handelsschiffe, die Russland nutzt, um Sanktionen infolge seines Einmarsches in die Ukraine etwa beim Öltransport zu umgehen. Häufig werden dabei sehr alte Schiffe eingesetzt.

Schiffsanker als Sabotagemittel?

Mitte November 2024 waren schon einmal Kommunikationskabel in der Ostsee beschädigt worden: eines zwischen Finnland und Deutschland und das andere zwischen Schweden und Litauen. Ermittler vermuten, dass die Besatzung des chinesischen Frachters "Yi Peng 3" dafür verantwortlich war. Das Schiff liegt seit Wochen im Kattegat zwischen Dänemark und Schweden vor Anker, abgeschirmt von Schiffen aus Deutschland und anderen NATO-Ländern.

Der schwedische Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, sagte, die "Yi Peng 3" könnte auch für eine neu entdeckte Anker-Schleifspur in der Nähe eines weiteren unterseeischen Stromkabels zwischen Schweden und Litauen verantwortlich sein. Eine Absicht, das Kabel zu zerstören, wolle er damit nicht unterstellen, sagte Bohlin dem schwedischen Rundfunksender SVT. Doch wenn man einen Anker 150 Kilometer hinter sich herschleife, sollte man das wenigstens merken, so der Politiker.