Das Great Barrier Reef nahe Whitsunday/Australien

Anstieg der Wassertemperatur Am Great Barrier Reef droht ein Massensterben

Stand: 08.08.2024 09:23 Uhr

Es ist eines der großen Naturwunder: das Great Barrier Reef vor Australien. Einer neuen Studie zufolge war das Meereswasser dort nie so warm wie jetzt. Es drohe ein endgültiges Massensterben der Korallen, so Forscher.

Die Wassertemperaturen rund um das Great Barrier Reef in Australien haben einen neuen Höchstwert erreicht: Nie in den vergangenen 400 Jahren war es einem australischen Forschungsteam zufolge dort so warm wie in diesem Jahr.

Erwärmung durch menschliche Einflüsse?

Die Erwärmung könne auf menschliche Einflüsse zurückgeführt werden, schreibt das Team im Fachblatt Nature.  Die Forschenden um Benjamin Henley von der University of Melbourne in Australien haben die Temperaturen der Meeresoberfläche von 1618 bis 1995 anhand von Korallenskeletten aus dem Riff rekonstruiert und diese mit den aufgezeichneten Temperaturdaten der Meeresoberfläche von 1900 bis 2024 abgeglichen. 

Kaum Temperaturschwankungen bis 1960

Vor dem Jahr 1900 sind die Wassertemperaturen demnach relativ stabil gewesen. Die Studie zeigt, dass von 1960 bis 2024 ein steter Anstieg zu verzeichnen war: Im Zeitraum Januar bis März wurde eine durchschnittliche Erwärmung von 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt gemessen. Dennoch gibt es, wie die Autorinnen und Autoren anmerken, auch Unsicherheiten bei den rekonstruierten Temperaturdaten aus der Zeit vor 1900.

Einige der chemischen Anteile in den Korallen, die zur Modellierung der Temperaturen verwendet wurden, wurden möglicherweise von anderen Variablen wie etwa dem Salzgehalt beeinflusst. Mit zusätzlichen Probenahmen von Korallenbohrkernen aus der Region könnten diese Unsicherheiten jedoch verringert werden.

Fünf Massenbleichen in acht Jahren

Mit dem Anstieg der Wassertemperaturen durch die globale Erderwärmung steigt auch das Risiko von Massenbleichen und Korallensterben in Australiens Naturwunder. Eine Massenkorallenbleiche wurde erstmals 1980 beobachtet; in den vergangenen Jahren haben sie an Häufigkeit zugenommen.  Im März dieses Jahres wurde am Great Barrier Reef, das ein vielfältiges ökologisches Netzwerk beherbergt, das fünfte Massenbleiche-Ereignis innerhalb von acht Jahren bestätigt.

"Untergang eines großen Naturwunders"

Die Forscher zeigen, dass es in den Jahren der letzten Massenbleichen (2016, 2017, 2020, 2022 und 2024) im Durchschnitt der Monate Januar bis März deutlich wärmer war als in jedem Jahr der Rekonstruktion vor 1900.  "Ohne schnelle, koordinierte und ambitionierte globale Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels werden wir wahrscheinlich Zeuge des Untergangs eines der großen Naturwunder der Erde sein", schreibt das Team.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen darauf hin, dass wahrscheinlich 70 bis 90 Prozent der Korallen weltweit verloren gehen - selbst wenn die globale Erwärmung unter dem Ziel des Pariser Abkommens von 1,5 Grad Celsius gehalten wird. Zudem würden zukünftige Korallenriffe wahrscheinlich eine andere Gemeinschaftsstruktur mit einer geringeren Vielfalt an Korallenarten aufweisen. 

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 08. August 2024 um 05:00 Uhr im Deutschlandfunk.