Wahl in Pakistan Der Cricket-Star und das Militär
Als Cricket-Star wurde Khan weltberühmt. Damals hatte er den Ruf eines Playboys. Jetzt gilt er als Freund der Islamisten und des Militärs - so könnte er die Wahl in Pakistan gewinnen.
Hoch oben auf einem der Hügel über Islamabad empfängt Imran Khan auf seinem riesigen Anwesen. Ganz in weiß gekleidet, fester Händedruck und voller Selbstbewusstsein. Er sei schon sehr zuversichtlich, dass er dieses Mal die Wahlen gewinnen werde, sagt er.
Seit 22 Jahren läuft sich der ehemalige Cricket-Spieler warm, um auch in der Politik endlich ganz oben zu stehen. Mit seiner Gerechtigkeitsbewegung will er Pakistan von der Korruption befreien: "Ich war noch nie an der Macht, also kann ich auch nicht korrupt sein", sagt er. "Ich habe mein Geld im Ausland gemacht und es nach Pakistan gebracht."
Die Pakistaner sind seit heute Morgen zur Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen. Mehr als 85.000 Wahllokale öffneten im gesamten Land. Rund 11.000 Kandidaten treten im Kampf um 270 Parlamentssitze und 570 Sitze in vier Provinzregionen an. Die Pakistaner votieren zum historischen dritten Mal in Folge für ein Parlament. Über zwei Parlamentssitze und sechs Sitze in den Provinzregionen kann aufgrund von Angriffen auf Kandidaten oder Disqualifizierung nicht abgestimmt werden. Die entsprechenden Wahltermine wurden verschoben.
Ruf des Playboys
Als Sportstar hatte Khan den Ruf, ein Playboy im Westen zu sein. Als Politiker, sagen Kritiker, habe er sich nun mit den Islamisten in Pakistan zusammengetan, um die anderen beiden Parteien, die jahrelang das Land regierten, vom Feld zu schlagen. "Die Familien, die die Parteien angeführt haben, sind Milliardäre geworden", kritisiert er. "Sie haben ihr Geld außerhalb des Landes gewaschen, so wurden die Armen im Land noch ärmer und die kleine Elite noch reicher."
Tatsächlich ist Khans größter politischer Gegenspieler erst vor wenigen Tagen im Gefängnis gelandet, verurteilt zu zehn Jahren Haft. Nawaz Sharif musste wegen falscher Angaben zu seinen Immobilien im Ausland schon im letzten Jahr als Premierminister zurücktreten.
Inzwischen hat Sharif, der drei Mal Premierminister in Pakistan war, auch ein Politikverbot: und zwar lebenslänglich. Der Weg scheint frei für den Herrscher Khan. "Ich glaube, die anderen Parteien fallen gerade in sich zusammen", sagt er siegessicher.
Die Wahl in Pakistan hat begonnen.
Jahrzehntelang regierte das Militär
Denn die dritte wichtige Partei im Land, angeführt von Bilawal Bhutto, liegt in den Umfragen weit zurück. 29 Jahre alt ist der Bhutto-Sprößling: Seine Mutter Benazir war in den 90er-Jahren Premierministerin von Pakistan, sie wurde vor mehr als zehn Jahren bei einem Anschlag ermordet. Seinen Großvater, Staatspräsident und Premierminister, hatte das pakistanische Militär hinrichten lassen.
Die Hälfte der Zeit in Pakistans 70 Jahre alter Geschichte hat das Militär regiert. Die andere Hälfte, daran gibt es wenig Zweifel, hatte es zumindest die Strippen in der Hand, um die zivilen Machthaber krönen oder fallen zu lassen.
Heute wird die dritte zivile Regierung in Folge gewählt, aber so offensiv wie dieses Mal, klagt jetzt die unabhängige Menschenrechtskommission in Pakistan, habe das Militär noch nie in den Wahlkampf eingegriffen: "Wer fällt hier die Entscheidungen, die sich immer gegen alle Parteien richten, außer der von Imran Khan?", sagt die Vorsitzende Hina Jilani. "Er scheint gerade der Favorit zu sein, da muss man nur eins und eins zusammenzählen."
Druck auf Politiker
Das Militär habe in den vergangenen Wochen und Monaten Druck auf Journalisten, Politiker und Richter ausgeübt, um vor allem die Partei von Sharif, die größte Konkurrenz für Khan, zu diskreditieren. Khan weist diesen Vorwurf von sich, aber in der Sache stimmt er den gleichen Tenor an: "Die anderen Parteien werden bei den Wahlen zermalmt werden."
Dann rauscht der weißgekleidete Mann davon, mit einem Konvoi weißer Jeeps. Das Nummernschild auf seinem Wagen soll wohl keinen Zweifel daran lassen, wer nach den Wahlen in Pakistan an der Spitze sein wird: Es trägt die Nummer eins.