Der Papst Kirchenlenker und weltliches Staatsoberhaupt
Er ist das Oberhaupt der katholischen Kirche: der Papst. Das Amt hat aktuell Benedikt der 16. inne. Er ist bereits der 265. Papst der Kirchengeschichte. tagesschau.de gibt einen Überblick, wie der Heilige Vater gewählt wird, welche Ämter er inne hat und welche Aufgaben ihm zukommen.
Von Stefan Troendle, ARD-Hörfunkstudio Rom
Der Ehrentitel Papst stammt ursprünglich aus dem Griechischen. Pappas - Vater - wurden dort früher Äbte und Bischöfe genannt. Erst seit etwa dem fünften Jahrhundert nach Christus wurde diese Bezeichnung nur noch für den Bischof von Rom verwendet - das ist jeder Papst nämlich auch. Heiliger Vater - oder für Nichtkatholiken: Eure Heiligkeit - so lautet heute die Anrede.
Der Papst ist das Oberhaupt der katholischen Kirche mit weltweit etwa 1,2 Milliarden Gläubigen, und er ist Haupt des Bischofskollegiums. Päpste werden nach dem Tod ihrer Vorgänger vom Konklave gewählt. Nach ihrer Wahl besitzen sie laut Kirchenrecht die oberste unmittelbare und allgemeine ordentliche Gewalt, die sie stets frei ausüben können.
Weltliches Staatsoberhaupt
Was ein Papst entscheidet, bedarf keiner Bestätigung. Benedikt der XVI. ist der 265. Papst der Kirchengeschichte. Wie alle seine Vorgänger gilt auch er als Nachfolger des Apostels Petrus, den Jesus Christus dem Matthäus-Evangelium zufolge als ersten Kirchenführer eingesetzt hat. Gleichzeitig ist er aber als oberster und mit absoluter Macht ausgestatteter Chef des kleinen Vatikanstaates auch weltliches Staatsoberhaupt.
Diese Doppelrolle für Päpste gibt es seit Inkrafttreten der Lateranverträge vor rund 80 Jahren. Seitdem gibt es den Heiligen Stuhl, ein souveränes Völkerrechtssubjekt ohne Staat mit dem Papst als oberstem Vertreter, und den Staat Vatikanstadt. Der Heilige Stuhl hat dort seinen Sitz, geht aber nicht in ihm auf; und ist trotzdem zuständig für alle Beziehungen nach außen. Das hat mit der historischen Rolle der Kirche zu tun. Päpste haben bereits Botschafter in andere Länder geschickt, als es moderne Demokratien noch gar nicht gab.
Der Papst äußert sich auch zu weltlichen Themen
Ein Papst repräsentiert und leitet schließlich die Weltkirche und bestimmt deren Lehrmeinung. Er ernennt Bischöfe und Kardinäle und äußert sich in Enzykliken oder Rundschreiben auch zu weltlichen Themen. In "Caritas in veritate" hat Benedikt der XVI. kurz vor dem G8-Gipfel in L'Aquila zum Beispiel das Gewinnstreben der Wirtschafts- und Finanzwelt gerügt.
Päpste werden als Wertebewahrer und Mahner oft als rückwärtsgewandt kritisiert. Beispiele sind die Streitpunkte Zölibat und Verhütung. Sie gelten aber deswegen auch als moralische Instanz, oft sogar außerhalb der katholischen Kirche - wie Johannes Paul II., der sich massiv gegen den Irak-Krieg einsetzte.