"Paradise Papers" Das sind die "Paradise Papers"
Hunderte Journalisten, Tausende Briefkastenfirmen, Millionen Dokumente - das steckt hinter den Enthüllungen der "Paradise Papers".
Mehr als ein Jahr lang haben Reporterinnen und Reporter den Datensatz der sogenannten "Paradise Papers" ausgewertet. Unter diesem Schlagwort publizieren Medien in aller Welt seit Sonntagabend Geschichten über die Geldverstecke der Reichen und Mächtigen, über Steuertricks von Unternehmen, Sportlern und Prominenten und über die Offshore-Machenschaften von Superreichen, Sanktionierten und Verbrechern.
Insgesamt arbeiteten an der Enthüllung 382 Journalistinnen und Journalisten von 96 Medienpartnern aus 67 Ländern mit. In Deutschland recherchierten Reporter von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" die Geschichten und werteten die Daten aus. International veröffentlichen unter anderem Journalisten des "Guardian" und der "New York Times" die Geschichten, Kollegen von ABC aus Australien und der BBC produzieren Fernseh-Dokumentation und Radio Dänemark und Radio France senden Hörfunkbeiträge. Die Koordination der Recherche übernahm das Internationale Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ).
Handelsregister von Steueroasen werden mit veröffentlicht
Das Leak besteht aus mehreren Datensätzen, die der "Süddeutschen Zeitung" zugespielt wurden und die sie dann mit dem ICIJ und den anderen Medienpartnern teilte. Den größten Teil der Daten machen interne Unterlagen zweier sogenannter Offshore-Provider aus: der Firmen Appleby und Asiaciti. Dazu kommen einige Unterlagen von Estera, einer Firma, die sich 2016 von Appleby abspaltete. Die beiden Gesellschaften arbeiten heute noch eng zusammen.
Offshore ist in der Wirtschaftswelt ein feststehender Begriff für die Auslagerung von Geldgeschäften, meist in kleine Inselstaaten oder Steueroasen. Zu den Kernkompetenzen von Offshore-Providern gehören die Gründung von Briefkastenfirmen, die Verwaltung und Verschleierung großer Vermögen und die Umsetzung komplizierter Steuersparmodelle - oft unter Ausnutzung von Schlupflöchern in jenen Ländern.
Die meisten der Daten kommen aus der Kanzlei Appleby.
Die Kanzlei Appleby zum Beispiel ist vor allem auf den Britischen Jungferninseln, in Bermuda und auf der Isle of Man aktiv. Asiaciti ist in Hong Kong stark vertreten. Außerdem besteht der Datensatz aus Firmeninformationen aus 19 bislang weitgehend nicht einsehbaren Handelsregistern. Sie stammen aus Antigua & Barbuda, Aruba, Bahamas, Barbados, Bermuda, Cayman Islands, Cook Islands, Dominica, Grenada, Labuan, Libanon, Malta, Marshall Islands, St. Kitts & Nevis, Saint Lucia, Saint Vincent, Samoa, Trinidad & Tobago und Vanuatu. Viele Spuren in den Unterlagen führen auch auf die Isle of Man, die gerade für europäische Kunden von Appleby offenbar häufig genutzt wird.
Die meisten Kunden kommen aus den USA
Insgesamt umfassen die "Paradise Papers" rund 13,4 Millionen einzelne Dateien; zusammen ist der Datensatz 1,4 Terabyte groß. Allein die Unterlagen aus der Kanzlei Appleby umfassen etwa 6,8 Millionen Dateien und erlauben einen bislang nie dagewesenen Einblick in die Strukturen und Geschäfte von rund 25.000 Briefkastenfirmen und Trusts. Darin finden sich Spuren in 180 Länder dieser Erde.
Die meisten Kunden stammen ausweislich interner Adresslisten aus den USA, gefolgt von Großbritannien und Bermuda. Der Gesamt-Datensatz umfasst Geschäftsvorgänge aus den Jahren 1950 bis 2016, wobei der große Teil der Informationen aus den Jahren 2000 bis 2016 stammt.