US-Richterin Ginsburg Pop-Ikone mit 85
Auf Ruth Bader Ginsburg ruhen die Hoffnungen des linksliberalen Amerikas. Die 85-jährige ist Richterin am Supreme Court, Frauenrechtlerin und wird wie eine Pop-Ikone verehrt.
Vor allem seit dem Wahlsieg von Donald Trump wird Ruth Bader Ginsburg von linksliberalen Amerikanern wie eine Pop-Ikone verehrt. Die nur 1,55 Meter kleine Richterin am Obersten Gerichtshof gilt ihnen als Lichtblick in der ansonsten dunklen Trump-Ära.
Ihre Anhänger nennen sie einfach nur "RBG". Ihr Gesicht mit der großen Brille ist auf T-Shirts und Tassen abgebildet. Und in der Kult-Comedy-Sendung "Saturday Night Live" wird sie regelmäßig parodiert. Über ihren späten Ruhm wundert sich Ruth Bader Ginsburg: "Ich bin 84 Jahre alt, aber jeder will sich mit mir fotografieren lassen." Mittlerweile ist sie 85. Und als sie kürzlich stürzte und sich drei Rippen brach, bangte das linksliberale Amerika mit ihr und wünschte ihr schnelle Genesung. Zu wichtig sei ihre liberale Stimme unter den neun Richtern am Supreme Court.
Szene aus Ginsburg-Doku. Die 85-jährige Richterin hält sich mit Sport fit.
Warum Ginsburg in den USA als eine der wichtigsten und einflussreichsten Frauen gilt, das verdeutlicht der hervorragend gemachte Dokumentarfilm von Julie Cohen und Betsy West. Die langjährige Rechtsexpertin im Radiosender NPR, Nina Totenberg, bringt es auf den Punkt: "Ginsburg veränderte die Welt für amerikanische Frauen. Sie führte den Kampf vor Gericht für mehr Gleichberechtigung an."
Erfolgreiche Frauenrechtlerin
Und das lange bevor sie der damalige US-Präsident Bill Clinton vor 25 Jahren zur Richterin am Obersten Gerichtshof machte. Schon als Anwältin der Bürgerrechtsorganisation ACLU gewann Ginsburg in den 1970er-Jahren fünf von sechs Grundsatz-Verfahren vor dem Supreme Court. Ihre Strategie: Sie nutzte den Gleichheitsgrundsatz im 14. Zusatzartikel der Verfassung, der die Diskriminierung der Afroamerikaner beenden sollte.
Juristisch brillant und mit messerscharfem Verstand wandte Ginsburg diesen Zusatzartikel auf die Benachteiligung der Frauen an. Dabei argumentierte sie ruhig und rational, wirkte nie revolutionär, folgte aber stets ihrem Credo: "Ich will keine Privilegien für mein Geschlecht. Ich will nur, dass die Männer ihre Füße von unserem Nacken nehmen."
Viele Amerikaner hoffen, dass Ginsburg noch lange gesund bleibt.
In Harvard geglänzt
Wie sehr Frauen damals noch benachteiligt waren, das musste die Tochter einer jüdischen Einwandererfamilie aus Brooklyn schon früh selbst erfahren. Als sie einen der begehrten Jura-Studienplätze an der Harvard-Universität bekam, musste sie sich rechtfertigen, warum sie den Studienplatz einem Mann weggenommen habe. Und obwohl sie die Harvard-Universität als eine der Jahrgangs-Besten abschloss, hatte sie anschließend große Probleme, einen Job als Anwältin zu bekommen.
Dass heute in den USA zumindest vor Gericht der Grundsatz gilt: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" - das ist vor allem Ginsburg zu verdanken. Kein Wunder, dass viele Amerikaner hoffen, dass sie noch lange gesund und fit bleibt.
Andernfalls bekäme US-Präsident Trump die Möglichkeit, einen weiteren konservativen Richter an den Supreme Court zu holen. Aber auch das zeigt der Dokumentarfilm: Selbst mit 85 Jahren hält sich Ginsburg mit Liegestützen fit. An einen Rücktritt aus Altersgründen denkt sie überhaupt nicht: "So lange ich den Job mit Volldampf machen kann, so lange bleibe ich hier."
Spielfilm über ihr Leben
Der Dokumentarfilm über "RBG" war ein großer Erfolg in den amerikanischen Kinos. An Weihnachten kommt übrigens ein Spielfilm über das Leben der jungen Ruth Bader Ginsburg in die amerikanischen Kinos, mit Felicity Jones in der Hauptrolle.