Sacharow-Preis für Amini "Ihr Name bleibt ein Symbol für die Freiheit"
Jina Mahsa Amini starb im Alter von 22 Jahren - weil sie ihr Kopftuch falsch trug. Nun wurde die Iranerin posthum mit dem Sacharow-Preis des EU-Parlaments geehrt. Aminis Eltern waren nicht dabei, sie wurden an der Ausreise aus dem Iran gehindert.
Die junge Iranerin Jina Mahsa Amini ist posthum mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europaparlaments geehrt worden. "Sie hat ihr Leben für die Freiheit im Iran gegeben", sagte Parlamentspräsidentin Roberta Metsola in Straßburg. "Ihre Stimme wurde um die Welt getragen." Dies sei der Beginn der Bewegung "Frauen, Leben, Freiheit" gewesen.
Amini starb im Alter von 22 Jahren im Polizeigewahrsam, nachdem sie von der sogenannten Sittenpolizei verhaftet und geschlagen worden war, weil sie angeblich ihr Kopftuch falsch trug. Ihr Tod löste massive Proteste im Iran aus, bei denen die Frauen an vorderster Front stehen. Sie protestieren gegen das Hidschab-Gesetz und andere diskriminierende Vorschriften.
"Frauen, Leben, Freiheit" ebenfalls geehrt
Die feministische Bewegung "Frauen, Leben, Freiheit" wurde ebenfalls mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Den Preis nahmen die iranischen Frauenrechtsaktivistinnen Afsoon Najafi und Mersedeh Shahinkar sowie der Anwalt der Familie Amini, Saleh Nikbakht, entgegen.
Mersedeh Shahinkar, Afsoon Najafi und Saleh Nikbakht
Afsoon Najafi ist Aminis Schwester und lebt im Exil. Ihre Eltern und der Bruder wurden an der Ausreise aus dem Iran für die Preisverleihung gehindert.
Der Anwalt der Familie Amini, Saleh Nikbakht, las einen Brief von Aminis Mutter vor, in der sie ihre Tochter mit Jeanne d’Arc verglich. Beide seien für die Freiheit gestorben und verbänden sich nun über Jahrhunderte hinweg mit einer Heilsbotschaft von Gerechtigkeit, Frieden, Gleichheit und Miteinander. "Jinas Name wird wie der von Jeanne d'Arc ein Symbol für Freiheit bleiben."
"Euer Mut wird siegen, weil euer Ziel richtig ist"
Zu den Aktivistinnen Najafi und Shahinkar sagte Parlamentspräsidentin Metsola, sie seien gezwungen gewesen, ihr Land zu verlassen, um ihren Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit fortsetzen zu können. Sie seien bedroht, verfolgt und in Abwesenheit verurteilt worden. Sie hätten einen sehr hohen Preis bezahlt und setzten sich dennoch weiter für Gleichberechtigung ein. "Euer Mut wird siegen, weil euer Ziel richtig ist."
Die beiden Aktivistinnen erinnerten in Straßburg an die etwa 500 getöteten Protestierenden, die Tausenden Inhaftierten und die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen. Najafi rief die europäischen Politikerinnen und Politiker auf, Vertretern des iranischen Regimes nicht die Hand zu schütteln. Die Repression, die von ihnen ausgehe, sei bekannt.
Mersedeh Shahinkar, die bei den Protesten ein Auge verlor, sagte, Frauen im Iran würden ihrer Grundrechte beraubt. "Wir haben aber das Recht zu leben, wie Frauen in anderen Ländern auch." Sie bat um mehr Unterstützung für die iranische Bevölkerung.
EU-Parlament will Sanktionen verschärfen
Parlamentspräsidentin Metsola erklärte dazu, das Europäische Parlament setze sich für eine Verschärfung der Sanktionen gegen das iranische Regime ein. Zudem strebten die Abgeordneten eine Aufnahme der Islamischen Revolutionsgarde, der mächtigen iranischen Armee, in die Liste der Terrororganisationen ein.
Neben Amini und der iranischen Frauenbewegung waren die Menschenrechtlerin Vilma Núñez de Escorcia und Bischof Rolando José Álvarez Lagos aus Nicaragua nominiert sowie drei Frauen, die für einen freien, sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch in Polen, El Salvador und den USA kämpfen.
Der nach dem sowjetischen Physiker und politischen Dissidenten Andrej Sacharow (1921-1989) benannte Preis wird seit 1988 jährlich an Personen und Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert.