EU-Parlament ehrt Bewegung des "Arabischen Frühlings" Sacharow-Preis für fünf arabische Freiheitskämpfer
Der diesjährige Sacharow-Preis des EU-Parlaments geht an fünf Verfechter des Arabischen Frühlings. Vier von ihnen hätten in Blogs, Karikaturen und auf Demonstrationen zu den politischen Umwälzungen in ihren Ländern beigetragen, so die Begründung. Der Tunesier Bouazizi wird posthum geehrt.
Fünf Aktivisten des "Arabischen Frühlings" erhalten gemeinsam den diesjährigen Sacharow-Preis des EU-Parlaments. Die Fraktionsvorsitzenden in Straßburg stimmten für die zwei Frauen und drei Männer aus Ägypten, Syrien, Libyen und Tunesien: Es sind die 26-jährige Bloggerin Asmaa Mahfus aus Ägypten, der Libyer Ahmed al-Subair Ahmed al-Sanussi sowie die Anwältin Rasan Saituneh und der politische Karikaturist Ali Farsat aus Syrien.
Posthum geehrt wird der Tunesier Mohammed Bouazizi. Der 27-Jährige Straßenhändler hatte sich am 17. Dezember vergangenen Jahres aus Protest gegen die sozialen und politischen Ungerechtigkeiten in seinem Land selbst verbrannt und wurde so zur Symbolfigur der tunesischen Revolution.
Proteste im Internet organisiert
Mahfus gehörte in Ägypten zu jenen Aktivisten, die im Januar 2011 die Massenproteste gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak organisiert hatten. Ihrem Internet-Aufruf nach Freiheit folgten Tausende, die sich daraufhin auf dem Tahrir-Platz versammelten, um demokratische Reformen zu fordern.
Der 77-jährige Sanussi, ein Nachkomme des letzten libyschen Königs, verbrachte im Zusammenhang mit einer Verschwörung gegen Ex-Machthaber Muammar al Gaddafi 31 Jahre unter Folter in libyschen Gefängnissen.
Die syrische Anwältin und Frauenrechtlerin Saituneh berichtet in ihrem Blog "Syrian Human Rights Information Link" über Fälle von Menschenrechtsverletzungen und verschwundene Personen. Sie selbst musste aus Angst vor Repressionen untertauchen. Ihr Landsmann Farsat hat mehr als 15.000 Werke in syrischen, arabischen und internationalen Zeitungen veröffentlicht und auch Präsident Baschar al-Assad ins Visier genommen.
Die anderen Kandidaten für den Preis waren Dimitri Bondarenko, ein inhaftierter Oppositioneller aus Weißrussland, und die kolumbianische Friedensgemeinschaft San José de Apartadó. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 14. Dezember in Straßburg überreicht.
Das Europäische Parlament verleiht seit 1988 jährlich den mit 50.000 Euro dotierten "Sacharow-Preis für geistige Freiheit". Geehrt werden Personen oder Organisationen, die sich für die Menschenrechte und gegen Unterdrückung einsetzen.
Zu den Preisträgern zählen der erste schwarze Präsident Südafrikas, Nelson Mandela (1988), der chinesische Bürgerrechtler Hu Jia (2008), die russische Menschenrechtsorganisation Memorial mit den Aktivisten Ljudmila Alexejewa, Oleg Orlow und Sergej Kowaljow (2009) sowie der kubanische Dissident Guillermo Fariñas (2010).
Namensgeber der Auszeichnung ist der Physiker Andrej Sacharow (1921-1989), einer der Entwickler der sowjetischen Atombombe. In den 1970er-Jahren nutze er seine Bekanntheit, um ein "Komitee zur Durchsetzung der Menschenrechte und zur Verteidigung politische Verfolgter" zu gründen. Seine Bemühungen für Dissidenten machten ihn zum Staatsfeind Nummer Eins. Er wurde aus Moskau verbannt und landete im Straflager. Erst 1986 wurde er rehabilitiert.