Vergabe des Sacharow-Preises EU-Parlament ehrt kubanischen Dissidenten
Der kubanische Dissident Guillermo Fariñas ist diesjähriger Sacharow-Preisträger des EU-Parlaments. Der Journalist habe mit mehreren Hungerstreiks sein Leben aufs Spiel gesetzt, um Änderungen in Kuba zu erreichen, hieß es in der Begründung. Erst im Juli brach der 48-Jährige einen Hungerstreik nach 135 Tagen ab.
Der kubanische Regierungskritiker und Internet-Journalist Guillermo Fariñas erhält den diesjährigen Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit des Europaparlaments. Fariñas habe mit mehreren Hungerstreiks sein Leben aufs Spiel gesetzt, um Änderungen in Kuba zu erreichen, begründete der Präsident des Straßburger Parlaments, Jerzy Buzek, die Auszeichnung für den 48-Jährigen.
135 Tage im Hungerstreik
An Mut zum Risiko mangelt es Guillermo Fariñas nicht. Schon 23 Mal hat der kubanische Dissident, Psychologe und Internet-Journalist mit langen Hungerstreiks seine Gesundheit und sein Leben aufs Spiel gesetzt, um politische Veränderungen im kommunistischen Kuba zu erzwingen. Zuletzt trat der 48-jährige Vater einer achtjährigen Tochter am 24. Februar in den Hungerstreik. Erst nach 135 Tagen - im lebensbedrohlichen Zustand - brach er seinen Protest ab. Zuvor hatte der kubanische Präsident Raul Castro eingelenkt und die Freilassung von 52 politischen Häftlingen angekündigt. Fariñas war inzwischen völlig abgemagert und so stark geschwächt, dass er sich wenig später einer Notoperation unterziehen musste.
Für ein Ende der Diktatur
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Auszeichnung meldete sich Fariñas zu Wort. An seinem Wohnsitz im kubanischen Santa Clara forderte er "ein Ende der Diktatur" in seiner Heimat. Die "zivilisierte Welt, das Europaparlament" habe eine Botschaft an die kubanische Führungsriege gesandt, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Es sei nun Zeit für Demokratie und Meinungsfreiheit in Kuba, betonte der Blogger und Herausgeber der verbotenen Internet-Zeitung "Cubanacan Press", der auch Mitglied der Untergrund-Dissidentenbewegeung "Demokratische Kubanische Allianz" ist.
Parlamentspräsident Buzek würdigte den Dissidenten als "Hoffnungsträger für alle, die sich für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie einsetzen". Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass Fariñas für die am 15. Dezember in Straßburg geplante Preisverleihung eine Ausreisegenehmigung erhält.
Drei Preisträger aus Kuba
Der renommierte Sacharow-Preis geht bereits zum dritten Mal an Dissidenten aus Kuba. 2002 zeichnete das Europaparlament den Regierungskritiker Oswaldo Paya aus und drei Jahre später die "Damen in Weiß", Angehörige von politischen Gefangenen, die unermüdlich mit Demonstrationen für die Freilassung der Häftlinge eintreten. Ihnen verweigerte Kuba damals die Ausreise zur Preisverleihung in Straßburg.
Der mit 50.000 Euro dotierte und nach dem sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow benannte Preis wird seit 1988 an Menschen und Organisationen verliehen, die sich besonders mutig für Menschenrechte und Meinungsfreiheit einsetzten.
Mandela, Dubcek, Auung San Suu Kyi, Hu Jia...
Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderen der Apartheids-Gegner und spätere Staatschef von Südafrika, Nelson Mandela, der Vater des Prager Frühlings, Alexander Dubcek, die birmanische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi und der inhaftierte chinesische Bürgerrechtsaktivist Hu Jia. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die russische Menschenrechtsorganisation "Memorial".