ARD-Korrespondent zur Balkanroute "Slowenien fühlt sich überrannt"
Seit Ungarn die Grenze zu Kroatien geschlossen hat, ist Slowenien Durchgangsstation für Tausende Flüchtlinge. Die Regierung fühle sich völlig überfordert, erläutert ARD-Korrespondent Jakovljevic. Doch für die Flüchtlinge gebe es keine alternative Route mehr.
Tagesschau24: Es handelt sich im Wesentlichen um sogenannte Transitflüchtlinge, die gar nicht in Slowenien bleiben wollen. Was also meint die Regierung, wenn sie sagt, die Aufnahmekapazitäten seien erschöpft?
Darko Jakovljevic: Die slowenische Regierung hat sich am vergangenen Freitag komplett überrannt und völlig überfordert gefühlt, als es auf einmal aus Budapest hieß: Die Grenze zu Kroatien wird geschlossen. Da war für Slowenien, das kleine Land, sofort klar: Alle Flüchtlinge werden zu uns kommen. Und so ist es auch gekommen: Seit Samstag werden alle Flüchtlinge von Kroatien aus weitergeleitet nach Slowenien.
Slowenien hat einfach gemerkt: Es muss erst einmal die Einreise ermöglichen. Das muss in geordneten Verhältnissen passieren. Wie will man das schaffen, wenn plötzlich mehrere Tausend an der Grenze zu Slowenien ankommen? Da hat man sofort zu Kroatien gesagt: Maximal 2500 am Tag, bitte nicht mehr. Denn diese Zahl ist diejenige, die wir vielleicht an einem Tag schaffen können. Schaffen heißt: die vielen Menschen zu versorgen, aber auch sie zu registrieren nach Dublin-III-Regeln.
Tagesschau24: Gibt es denn für die Menschen, die jetzt an der Grenze festsitzen, überhaupt eine Ausweichmöglichkeit?
Jakovljevic: Momentan nicht, denn die Grenzen zu Ungarn sind für die Menschen jetzt total dicht. Diese Möglichkeit gibt es gar nicht mehr. In Ungarn ist heute kein Flüchtling angekommen. Die einzig logische geografische Route ist für sie eigentlich von Serbien weiter nach Kroatien und dann nach Slowenien - von dort aus können sie weiterreisen nach Österreich und dann schließlich auch nach Deutschland. Denn Deutschland ist immer das Land – wenn man mit den Leuten vor Ort spricht - wo sie eigentlich hinwollen.
In Slowenien wird sich das in den nächsten Tagen bemerkbar machen, dass die Zahl wahrscheinlich auch ansteigen wird. Denn wir haben aus Mazedonien erfahren, dass dort allein heute 14.000 Menschen von Griechenland kommend erwartet werden. Diese Menschen werden alle diesen Weg gehen Richtung Serbien, Kroatien und dann schließlich weiter nach Slowenien. Eine alternative Route, wie sie zuletzt vielleicht diskutiert worden ist - etwa nach Rumänien - ist für die Menschen eigentlich keine Option.
Die Fragen stellte Gerrit Derkowski, Tagesschau24.