Bemannter SpaceX-Flug Im Regelbetrieb zur ISS
Erfolgreich gestartet: Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX ist zu seiner ersten offiziellen Mission zur ISS aufgebrochen. Andere Unternehmen wollen nachziehen.
"Crew-1" - so heißt die erste offizielle SpaceX-Mission zur Internationalen Raumstation. Der Start hätte eigentlich schon Ende Oktober erfolgen sollen, wurde aber von der NASA und SpaceX nach Triebwerksproblemen an der Falcon-9-Rakete verschoben. In der Nacht zum Montag hob die Rakete dann erfolgreich ab.
Bei der Mission wird es gleich mehrere Premieren geben: Zum ersten Mal seit Einstellung des amerikanischen Space-Shuttle-Programms 2011 wird wieder eine internationale Crew von amerikanischem Boden aus ins All fliegen. Die Mannschaft besteht aus vier Mitgliedern: drei NASA-Astronauten und ein Astronaut der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA. Beim Testflug im Mai hatte SpaceX nur zwei NASA-Astronauten mit der Raumkapsel "Crew Dragon" ins All geschickt.
Ende Oktober begann für die Astronauten eine zweiwöchige Quarantäne. Sie soll sicherstellen, dass die Crew das Coronavirus nicht auf die ISS einschleppt. Die SpaceX-Kapsel startete auf einer Falcon-9-Trägerrakete vom Kennedy Space Center in Florida.
Zudem gibt es eine weitere Premiere: Die Astronauten werden sechs Monate im All bleiben, also eine Langzeitmission absolvieren. Die Testpiloten Robert Behnken und Douglas Hurley waren bei dem ersten SpaceX-Flug im Mai nicht einmal halb so lang im All.
Ihr Flug ins All war deutlich kürzer als die nun anstehende Mission: Testpiloten Behnken und Hurley.
Amerikanische Unabhängigkeit
NASA-Chef Jim Bridenstine spricht von der neuen Mission als einem wichtigen Schritt in der Geschichte der Raumfahrt: "Diese Mission ist ein weiterer entscheidender Meilenstein in der Entwicklung unserer Fähigkeit, amerikanische Astronauten auf amerikanischen Raketen von amerikanischem Boden aus zu starten - jetzt nachhaltig".
Das bedeutet: Die USA möchten wieder selbst regelmäßig zur ISS fliegen und damit an alte Zeiten anknüpfen. Nachdem die NASA 2011 das Space-Shuttle-Programm aus Kostengründen beendet hatte, war man auf die Russen und ihre Sojus-Kapsel angewiesen. Jetzt laufen die Planungen für die Zukunft.
Start der Spacex Falcon9 ...
ESA-Astronauten sind demnächst dabei
So soll im Frühjahr 2021 - beim zweiten operativen Flug von SpaceX - ein Astronaut der Europäischen Weltraumagentur ESA mit an Bord sein: der Franzose Thomas Pesquet. Im Juli hatte die ESA dessen Teilnahme angekündigt.
"Ich freue mich wahnsinnig, als erster Europäer an Bord der neuen Generation bemannter US-Raumschiffe mitzufliegen", hatte Pesquet die Nominierung kommentiert. Und ESA-Generaldirektor Jan Wörner betonte, dass der internationale Charakter der bemannten Raumfahrt auch dann bestehen bleibe, wenn ein kommerzielles, in den USA gebautes Raumschiff genutzt werde.
Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer wird nach Pesquet der zweite Europäer sein, der dann zur ISS fliegt. Noch ist offen, wann er startet und mit wem.
Irgendwann wird auch Matthias Maurer zur ISS fliegen - doch noch muss er sich gedulden.
Mehrere Transportsysteme
Bislang können zwei Anbieter, SpaceX und die russische Weltraumorganisation Roskosmos mit der Sojus-Kapsel, bemannt zur ISS fliegen. Demnächst soll aber noch die "Starliner"-Raumkapsel des US-Konzerns Boeing dazukommen. 2014 hatte die NASA im Rahmen des "Commercial Crew Programme" sowohl SpaceX als auch Boeing den Auftrag gegeben, Transportsysteme zu entwickeln.
Um tatsächlich zur ISS fliegen zu dürfen, mussten die Unternehmen allerdings zuerst nachweisen, dass sie mit unbemannten Kapseln an der ISS andocken können. Dieser Testflug war bei Boeing misslungen. Er soll in den nächsten Monaten nachgeholt werden.
Noch ist Boeings Raumkapsel "Starliner - hier bei einem Testflug mit einer Atlas-5-Rakete im Dezember 2019 - nicht soweit, zu.r ISS zu fliegen.
Noch Fragezeichen hinter Boeing
ESA-Koordinator Thomas Reiter sagt dazu, man müsse abwarten, ob der nächste Testflug von Boeing gelingt. Wenn ja, müsse die Starliner-Kapsel danach noch einen bemannten Testflug machen. Erst dann könne sie routinemäßig zur ISS fliegen: "Ob das rechtzeitig gelingen wird, so dass Matthias Maurer als erster Europäer mit Boeing fliegen könnte, ist noch unklar."
In der 20-jährigen Geschichte der ISS waren bislang drei Deutsche auf der Raumstation: Thomas Reiter, Hans Schlegel und zweimal Alexander Gerst.
Aufstockung der ISS-Crew
Bislang sei etwa alle anderthalb bis zwei Jahre ein europäischer Astronaut zur ISS geflogen, erläutert Reiter. Das dürfte in Zukunft öfter passieren, etwa einmal pro Jahr. Der Grund: In der SpaceX-Kapsel können vier Astronauten gleichzeitig zur ISS gebracht werden, in der Sojus-Kapsel war nur Platz für drei.
"Dadurch steigt an Bord der ISS die Anzahl der permanenten Besatzungsmitglieder von sechs auf sieben", rechnet Reiter. Und damit steigen in den kommenden Jahren automatisch auch die Fluggelegenheiten für ESA-Astronauten. Die ISS wird gemeinsam von den Weltraumagenturen der USA, Russlands, Kanadas, Japans und der Europäischen Weltraumagentur betrieben und finanziert.
Die aktuelle Crew-1-Mission soll planmäßig morgen Vormittag an der ISS andocken. Dann hätten die Amerikaner eine weitere Etappe auf ihrem Weg zu alter Größe im Weltraum geschafft.