Frage vom 04.04.2011 Wie wirkt sich Fukushima aufs Meer aus?
Radioaktive Stoffe aus dem AKW Fukushima sind jetzt auch im Ozean nachweisbar - sogar bis zu 40 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt. Teilweise liegt die Strahlung in einem Bereich, die akute gesundheitliche Schäden zur Folge haben kann.
Längst ist die Belastung weit draußen im Meer zu messen: 40 Kilometer von den Atommeilern weg und zehn Kilometer vor der Küste waren die Werte schon Ende vergangener Woche doppelt so hoch, wie sie sonst direkt am Einlauf aus dem Kraftwerk sein dürfen. Die Zahlen stammen vom japanischen Wissenschaftsministerium und belegen, dass die Belastung trotz der Verdünnung im Ozean nicht einfach nur messbar ist, sondern hoch. Es gibt mittlerweile regelmäßige Messungen auf hoher See. Und die dokumentieren: auch 30 Kilometer weit draußen auf dem Ozean sind die radioaktiven Spuren aus Fukushima noch messbar.
Es gibt zwei Wege, wie die strahlenden Materialien ins Meer geraten. Das kann eine Belastung aus der Luft sein - der Wind wehte überwiegend aufs freie Meer hinaus. Aber viel wichtiger ist wohl die direkte Wassereinleitung aus dem Kraftwerksgelände. Mit Pumpen und Spritzen hat der Betreiber Tepco seit Wochen die beschädigten Anlagen mit Meerwasser gekühlt. Dabei sind offenbar mehr als nur Spuren radioaktiver Stoffe wie Cäsium und Jod ins Meer gespült worden. Diese instabilen Atome zerfallen dann und senden dabei Strahlung aus. Sie sind die Quelle der Strahlung im Wasser.
Mehr Lecks als bisher bekannt
Das Problem ist: das was die Betreiberfirma offiziell am Kraftwerk misst, erklärt kaum die Belastung weiter draußen.
Erst seit der Riss in einem Schacht unter dem Turbinengebäude von Block 2 bekannt ist, nähert man sich einer plausiblen Erklärung. Dort ist sehr viel höher strahlendes Wasser gemessen worden. Und es rinnt eben ins Meer. Aber schlimmer: um den Weg des Wassers zu verfolgen hat man eine farbige Markierungsflüssigkeit schon in den Zulauf des Schachtes geschüttet. Von dem markierten Wasser fehlt aber jede Spur. Es kam nicht einmal in dem Schacht an, sondern war einfach weg.
http://www.jaif.or.jp/english/news_images/pdf/ENGNEWS01_1301916142P.pdf
Offensichtlich gibt es viel mehr Lecks, als Tepco bislang bekannt macht. Rätselhaft bleibt auch nach wie vor woher die hohe radioaktive Belastung in dem Schacht kommt. Nach Ansicht von Experten muss es Lecks in den Reaktorhüllen geben. Zudem tobt in Expertenkreisen eine heftige Diskussion, ob die Anwesenheit von bestimmten kurzlebigen radioaktiven Isotopen nicht auch darauf hindeutet, dass wieder eine Kettenreaktion in Gang gekommen ist.
http://japanfocus.org/-Arjun-Makhijani/3509
In der Nähe dieses Wassers jedenfalls herrscht eine Strahlung, deren Dosisleistung mit 1 Sievert/Stunde angegeben wird. Das ist deutlich in einem Bereich, der akute Strahlenschäden zur Folge haben kann.
Geringfügig erhöhte Werte im Fisch erwartet
Wenn solches Wasser – auf welchen Wegen auch immer – in den Ozean gelangt, dann verdünnt sich die Belastung dort zwar schnell, aber vor allem das Cäsium wird sich – wegen seiner längeren Halbwertszeit – in der Nahrungskette wieder anreichern können. Dennoch erwartet das Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut für Fischereiökologie in Hamburg "praktisch keine Kontaminationen zum Beispiel im Fanggebiet des Alaska-Seelachses in der Beringsee oder in anderen Bereichen des Pazifiks".
Man kann das so interpretieren: die Werte im Fisch werden extrem geringfügig erhöht sein, verteilt auf lange Zeit und ein großes Gebiet.
So sehr, dass sich das nur statistisch greifen lässt. Fakt ist aber: es geht nichts verloren. Die radioaktiven Stoffe zerfallen nach Plan und strahlen dabei vor sich hin.