
Nach Festnahme des Vizepräsidenten Angst vor neuem Bürgerkrieg im Südsudan
Flammt der Bürgerkrieg im Südsudan wieder auf? Nach der Festnahme des Vizepräsidenten fürchten Beobachter genau dies - in einem Land, das immer noch unter den Folgen jahrelanger blutiger Auseinandersetzungen leidet.
Inmitten anhaltender Gewalt im Südsudan ist der Vizepräsident des afrikanischen Landes, Riek Machar, festgenommen worden. Ein Konvoi von 20 schwer gepanzerten Fahrzeugen sei in Machars Residenz in der Hauptstadt Juba eingedrungen, wo der Rivale von Präsident Salva Kiir festgenommen worden sei, teilte seine Partei mit.
Konflikt spitzt sich zu
Damit spitzt sich der zuletzt erneut aufgeflammte Konflikt im Südsudan gefährlich zu. In einer auf Facebook veröffentlichten Erklärung hieß es weiter, Machars Partei verurteile "auf das Schärfste das verfassungswidrige Vorgehen des Verteidigungsministers und des Chefs der Nationalen Sicherheit".
Beim Eindringen der bewaffneten Sicherheitskräfte in Machars Residenz seien dessen Leibwächter "entwaffnet" worden. Die Anschuldigungen in dem Machar zugestellten Haftbefehl seien unklar. Es werde derzeit versucht, den Vize-Staatschef an einen anderen Ort zu bringen.
Unterstützer von Präsident Kiir werfen Truppen von Vizepräsident Machar vor, im Nordosten des Landes mit Verbündeten Regierungstruppen angegriffen zu haben. Kiirs Armee reagierte mit Luftangriffen im Bundesstaat Obernil, bei denen nach örtlichen Angaben mehrere Zivilisten getötet wurden. Nach UN-Angaben sind seit Februar mindestens 50.000 Menschen vor den Kämpfen auf der Flucht.
Friedensabkommen von 2018 in Gefahr
Der wiederaufgeflammte Konflikt bedroht ein zwischen Kiir und Machar geschlossenes Friedensabkommen von 2018, das zuletzt immer mehr ins Wanken geriet. Das Abkommen hatte damals einen fünfjährigen Bürgerkrieg beendet, bei dem rund 400.000 Menschen getötet worden waren.
Der Südsudan hatte sich 2011 vom Sudan abgespalten und gilt trotz großer Ölvorkommen als einer der ärmsten Staaten der Welt. UN-Blauhelm-Mission UNMISS warnte angesichts der schweren Unruhen vor einer Rückkehr zum Bürgerkrieg. Die Anführer des Landes stünden "kurz davor, in einen umfassenden Konflikt zurückzufallen", erklärte UNMISS-Chef Nicholas Haysom mit Blick auf Machars Festnahme.
Die UN-Mission rief alle Seiten zu Zurückhaltung auf. Ein Bruch des Friedensabkommens von 2018 würde nicht nur den Südsudan verwüsten, "sondern auch die gesamte Region in Mitleidenschaft ziehen".
Für den Südsudan gilt schon seit Jahren eine Reisewarnung Deutschlands. Wegen der erneuten Gewalt schloss Deutschland zudem vergangene Woche seine Botschaft in Juba.
