Taiwans Präsidentin Tsai und der Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, McCarthy, schütteln bei einer Pressekonferenz in Kalifornien die Hände.

US-Reise von Taiwans Präsidentin "Verbindung ist stärker als je zuvor"

Stand: 06.04.2023 07:41 Uhr

Der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, McCarthy, und Taiwans Präsidentin Tsai haben bei Gesprächen in Kalifornien Geschlossenheit demonstriert. China kritisierte das Treffen als "schwerwiegenden Fehler".

Die Wörter "Einheit", "zusammen" oder "stärker" fallen immer wieder: Der Republikaner Kevin McCarthy, der das dritthöchste Staatsamt in den USA innehat, steht direkt neben Tsai Ing-wen, der Präsidentin Taiwans. Das Zeichen ist klar: Wir lassen uns nicht einschüchtern. "Ich glaube, unsere Verbindung ist jetzt stärker als je zuvor in meinem Leben", sagt McCarthy. Und Tsai betont: "Wir sind stärker, wenn wir zusammen sind."

Ein Treffen auf dieser Ebene hat es in den USA seit über 40 Jahren nicht gegeben. Der Ort: Die Ronald-Reagan-Präsidentenbibliothek in der Stadt Simi-Valley bei Los Angeles. Reagan war US-Präsident im Kalten Krieg - die Sorgen von damals sind wieder aktuell: "Es ist kein Geheimnis, dass der Frieden, den wir bewahrt haben, und die Demokratie, an deren Aufbau wir hart gearbeitet haben, vor noch nie dagewesenen Herausforderungen stehen", so Tsai.

 

Seltener Moment der Einigkeit unter US-Politikern

Neben McCarthy trifft die Präsidentin auch auf eine Delegation, bestehend aus Republikanern und Demokraten. Ein seltener Moment der Einigkeit auch unter US-Politikern. 

"Die chinesische Parteiführung zählt darauf, dass Amerika gespalten ist, die Parteien nur die eigenen Interessen und Werte verteidigen", sagt der demokratische Kongress-Abgeordnete Raja Krishnamoorthi dem Sender CNN. "Deshalb ist es heute wichtig, mit einer Stimme zu sprechen."

 

China bezeichnet Reise als "schwerwiegenden Fehler"

Für Tsai ist das Treffen in Kalifornien ein Zwischenstopp auf ihrer Rückreise nach Taiwan. Zuvor war sie in Mittelamerika. US-Außenminister Antony Blinken sagte, das Treffen jetzt sei privater und inoffizieller Natur. Vergangenes Jahr hatte die damalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, Taiwan besucht. Chinas Reaktion waren mehrtägige Militärmanöver.

Die blieben dieses Mal aus. Das chinesische Außenministerium bezeichnete das Treffen als "schwerwiegenden Fehler". Man werde entschlossene Maßnahmen zum Schutz der nationalen Souveränität ergreifen. Bereits vorher hatte China das Treffen kritisiert. Darauf angesprochen sagte McCarthy: "Ich lasse mir von China nicht vorschreiben, wo ich hingehe oder mit wem ich spreche. Egal ob Freund oder Feind."

 

Taiwan ist strategisch wichtig für die USA

Taiwan hat eine unabhängige, demokratisch gewählte Regierung. China sieht Taiwan aber als Teil der Volksrepublik und hat immer wieder mit einer Invasion der Insel gedroht. US-Präsident Joe Biden hat für diesen Fall schon mehrfach Unterstützung zugesagt.

Taiwan ist strategisch wichtig für die USA. Washington liefert Waffen, will dem Machtstreben Chinas etwas entgegensetzen. Das Land  ist auch einer der größten Hersteller von Computerchips. Oder wie Kevin McCarthy sagt: "Enge wirtschaftliche Verbindungen. Enge menschliche Beziehungen. Gemeinsame Werte."

In der Reagan-Bibliothek in Kalifornien wird nicht nur Einigkeit beschworen. Es gibt auch immer wieder Reagan-Referenzen: "Ich glaube an das Motto von Präsident Reagan: Frieden durch Stärke." Tsai hat noch eine Nachricht für zu Hause: "Wir versichern dem taiwanischen Volk, dass wir nicht isoliert und nicht allein sind."

Nils Dampz, Nils Dampz, ARD Los Angeles, zzt. San Francisco, 06.04.2023 06:32 Uhr

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 06. April 2023 um 05:28 Uhr im Deutschlandfunk.