Aus Twitter wird X Der Vogel ist ausgeflogen
Der blaue Vogel ist Geschichte: Elon Musk baut Twitter radikal um und lässt das Logo durch ein X ersetzen. Sein Ziel ist eine "Multifunktions-App". Kann er Twitter-Fans und Finanzexperten damit überzeugen?
Der Twitter-Vogel ist nicht mehr. Auch Twitter ist nicht mehr. Das Soziale Netzwerk von Elon Musk hat den Namen und das berühmte blaue Vogel-Logo ersetzt. Twitter gibt es seit 2006 und heißt unter dem neuen Eigentümer Elon Musk jetzt "X". Musk schreibt: "Wir werden uns nach und nach von den Vögeln verabschieden."
"Ich bin traurig", sagt Martin Grasser, ein Grafikdesigner aus San Francisco. Er war Teil des Teams, das den Twitter-Vogel 2012 entwickelt hat. "Der Vogel sollte Einfachheit, Kürze und Klarheit vermitteln" , sagt er. Das habe 2012 zu Twitter gepasst.
Die letzten Überbleibsel
Aber der Vogel soll bald nicht mehr am Hauptquartier des Unternehmens hängen. Teile des Namens wurden am Montag bereits abmontiert. Die Polizei hat das Abschrauben allerdings unterbrochen, weil die Aktion nicht genehmigt war. Zu sehen ist nur noch das "er" und der Vogel.
In der vorherigen Nacht wurde dort schon ein großes weißes "X" an die Fassade projiziert. Konferenzräume sollen teilweise umbenannt worden sein, die heißen jetzt zum Beispiel "eXposure" oder "eXult". Hauptsache irgendwas mit "X".
Auch der Vogel im Netz ist schon ersetzt, Twitter-Spuren sind bislang aber noch sichtbar: Wer "twitter.com" eingibt, landet noch auf der bisherigen Twitter-Seite. Oben links ist jetzt aber nicht mehr der berühmte blaue Twitter-Vogel, sein Name ist übrigens Larry, es ist eben ein X.
Finanzprofessor: "Ergibt geschäftlich keinen Sinn"
"Das ist wie wenn man Coca Cola kauft und die ikonische Flasche austauscht, ohne das Produkt zu verändern", sagt Joshua White, Finanzprofessor an der Vanderbilt Universität, dem Sender NPR. Eine so bekannte Marke ohne Not auszutauschen, ohne etwas Neues zu bieten, ergebe geschäftlich keinen Sinn.
Der Schritt kommt nicht ganz überraschend. Schon seit dem Frühjahr gehört Twitter zum Unternehmen X-Cooperation. "Twitter hat einen gewaltigen Eindruck hinterlassen und die Art und Weise unserer Kommunikation verändert", postet die bisherige Twitter- und jetzt X-Geschäftsführerin Linda Yaccarino. Jetzt werde X noch weitergehen.
Bezahlen, Shoppen, Pizza bestellen
Das Ziel von X-Inhaber Elon Musk sei eine "Multifunktions-App". Eine App, mit der bezahlt, geshoppt, ein Taxi oder Pizza bestellt werden kann. Dazu soll Twitter ausgebaut werden, das hat Musk immer wieder geschrieben. Ob das klappt, ist unklar. Schon der Betrieb des sozialen Netzwerks alleine läuft nicht immer stabil.
"Geld online zu überweisen - das erfordert Vertrauen", sagt Finanzprofessor White. "Du möchtest sichergehen, dass die Plattform, die du benutzt, auch sicher ist. Ich glaube, viele Twitter-Nutzer haben dieses Vertrauen verloren."
Musks Faszination für das "X"
Der Buchstabe "X" fasziniert Musk schon lange. Die Webseite "x.com", die jetzt auch zur Ex-Twitter-Seite führt, war schon der Name für eines seiner Startups Ende der 1990er-Jahre. SpaceX heißt sein Raumfahrtunternehmen, und die Kurzform des Namens eines seiner Kinder ist: "X".
Ein bisheriger Tweet soll aber jetzt nicht mehr Tweet heißen, schreibt Musk. Tweets seien jetzt "Xe". Auf der X-Seite ist unten links aber noch ein blauer Button, auf dem "Twittern" steht. Es wirkt wie so oft in den letzten Monaten: Nicht so richtig durchdacht.
Grafikdesigner Grasser, der Miterfinder des blauen Twitter-Vogel sagt, dieser habe das Heranwachsen des Internets verkörpert. "Eine Zeit, in der - und das soll nicht zynisch klingen - mehr Menschen an die Macht des Internets geglaubt haben. Wie etwas aus deinen Teenager-Jahren, an das du dich erinnerst und das sich jetzt aber verändern wird und nicht mehr so sein wird, wie es war."