Aufarbeitung des US-Wahlkampfs Russische Propaganda-Accounts bei Twitter?
Hat sich Russland zugunsten Trumps in den US-Wahlkampf eingemischt? Bei der Frage steht nun auch Twitter im Fokus: Nach Facebook fand auch der Kurznachrichtendienst Dutzende verdächtige Accounts. Zudem hatte "Russia Today" Anzeigen gekauft.
Nach Facebook hat auch Twitter eingeräumt, möglicherweise für russische Manipulationen des US-Präsidentschaftswahlkampfs benutzt worden zu sein. Twitter erklärte, eine russische Mediengruppe habe 2016 in dem Kurzmitteilungsdienst fast 2000 Anzeigen oder promotete Tweets gekauft, die zur Beeinflussung der US-Wahl gedacht gewesen sein könnten. Die mit der russischen Regierung in Verbindung stehende Mediengruppe "Russia Today" (RT), deren TV-Sender als ein Sprachrohr für den Kreml im Westen gilt, gab demnach 274.000 Dollar für die Anzeigen aus, die sich an "Nutzer von Mainstream-Medien" richteten und auf RT-Nachrichten verwiesen.
Zudem fand das Unternehmen eigenen Angaben zufolge rund 200 mutmaßlich aus Russland gesteuerte Profile, die Stimmungsmache in den USA betrieben haben sollen. Der Kurznachrichtendienst entdeckte dabei zunächst 22 Accounts, die direkt zu den von Facebook ausgemachten rund 450 verdächtigen Profilen gehörten, die zum Zwecke der Einflussnahme auf die US-Wahl eingerichtet worden sein sollen. Mit ihnen verbunden gewesen seien 179 weitere Twitter-Konten.
US-Senator: "Twitter versteht nicht, wie ernst es ist"
Twitter hatte gestern hinter verschlossenen Türen im US-Kongress über die Erkenntnisse informiert. Senator Mark Warner, der eine führende Rolle im Geheimdienstausschuss spielt, zeigte sich danach sehr unzufrieden. Der Bericht von Twitter sei enttäuschend und inadäquat gewesen.
"Twitter versteht nicht, wie ernst es ist", so Mark Warner.
"Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie verstehen, wie ernst das Problem ist", schrieb er bei Twitter. Ausländische Einmischung in den Wahlkampf ist in den USA grundsätzlich verboten. Die russische Regierung bestreitet, etwas mit den Kampagnen zu tun zu haben.
Im Zentrum: die Mediengruppe RT
Die russische Mediengruppe RT war jedoch im Januar in einem US-Geheimdienstbericht über die mutmaßlichen russischen Wahlmanipulationen genannt worden. Die US-Geheimdienste werfen Russland vor, sich in den US-Wahlkampf eingemischt zu haben, um dem Republikaner Donald Trump im November 2016 zum Sieg über seine demokratische Rivalin Hillary Clinton zu verhelfen.
Facebook hatte Anfang September bekanntgegeben, dass im vergangenen Jahr mutmaßlich russisch finanzierte Werbeanzeigen auf seinen Seiten geschaltet worden waren. Das Unternehmen erklärte sich ebenfalls zur Zusammenarbeit mit den Behörden bereit.