Krieg gegen die Ukraine Region Luhansk im Fokus russischer Angriffe
Russland konzentriert seine Angriffe offenbar verstärkt auf die Region Luhansk im Osten der Ukraine. Die dort lebende Bevölkerung soll heute über mehrere Fluchtkorridore in Sicherheit gebracht werden.
Im Krieg gegen die Ukraine konzentrieren die russischen Truppen ihre Angriffe derzeit offenbar verstärkt auf die Region Luhansk. Wie der ukrainische Generalstab mitteilte, gab es in den vergangenen 24 Stunden an acht Orten in den Regionen Luhansk und Donezk Angriffe Russlands, die demnach aber alle abgewehrt werden konnten.
Das russische Militär versuche vorrangig, die Städte Popasna und Rubischne im Gebiet Luhansk einzunehmen, hieß es in dem Lagebericht des Generalstabs weiter. Bei den Gegenangriffen der Ukraine hätten mehrere russische Panzer und ein Artilleriesystem zerstört werden können. Die Angaben können nicht von unabhängiger Seite geprüft werden.
Sechs Fluchtkorridore angekündigt
Seit Wochen wächst in der Ukraine, aber auch im Westen die Sorge vor einer möglichen Großoffensive Russlands in der Ostukraine. Angaben des britischen und US-Geheimdienstes zufolge versucht Russland dafür die aus dem Norden der Ukraine abgezogenen Truppen nun im Osten des Landes zu konzentrieren.
Auch der ukrainische Generalstab berichtete, dass russische Einheiten, die zuvor bei der nordukrainischen Stadt Tschernihiw im Einsatz gewesen seien, nun rund um die Großstadt Sjewjerodonezk stationiert würden, an die Rubischne grenzt.
Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhiy Gaidai, kündigte auf Telegram an, dass heute sechs Fluchtkorridore eingerichtet werden sollen, um die Bevölkerung rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Er appellierte eindringlich an die Bewohnerinnen und Bewohner, das Gebiet zu verlassen. "Zögert nicht und geht, solange noch die Möglichkeit dazu besteht", schrieb Gaidai. An Sammelstellen stünden Busse bereit, zudem gebe es genügend Züge, um das Gebiet zu verlassen.
Der ukrainischen Vize-Ministerpräsidentin, Iryna Wereschtschuk, zufolge, seien in der gesamten Ukraine neun Fluchtkorridore vereinbart worden. Auch aus der Hafenstadt Mariupol sollten die Menschen fliehen können, allerdings sei das nur mit privaten Fahrzeugen möglich.
Russland droht mit Angriffen auf Kiew
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums griffen die eigenen Truppen in der Nacht auch das Dorf Isjumske nahe der Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine an. Dabei seien bis zu 30 polnische Söldner getötet worden, die für die ukrainischen Streitkräfte gekämpft haben sollen.
Außerdem sei die Fabrik "Wisar" nahe der Stadtgrenze von Kiew mit Raketen beschossen worden, hieß es aus Moskau weiter. In der Fabrik sollen Raketen für das Flugabwehrsystem S-300 hergestellt worden sein. Medien berichteten von mehreren Explosionen, von ukrainischer Seite wurde der Angriff jedoch nicht bestätigt.
Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, drohte abermals mit weiteren Angriffen auf die Hauptstadt, sollte die Ukraine Attacken und "Sabotageakte" auf russischem Staatsgebiet durchführen. Russland hat der Ukraine bereits mehrfach Angriffe auf grenznahe russische Gebiete vorgeworfen. Die Ukraine bezog zu diesen Vorwürfen bislang keine Stellung.
Selenskyj würdigt Mut der Ukrainer
Seit 50 Tagen dauert der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mittlerweile an - der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm dies zum Anlass, in einer Videoansprache den Mut und das Durchhaltevermögen der Streitkräfte und der Bevölkerung seines Landes zu würdigen. Die Menschen könnten stolz sein, 50 Tage überlebt zu haben, "wo uns die Russen maximal fünf gegeben haben", sagte Selenskyj. Das begründe auf der Entscheidung von Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern, "die am 24. Februar die wichtigste Entscheidung ihres Lebens getroffen haben - zu kämpfen".
Selenskyj führte die Erfolge im Kampf gegen die russischen Truppen auf, darunter auch den Untergang des Raketenkreuzers "Moskau", der durch einen ukrainischen Angriff erzielt worden sei. Auch das ist bislang nicht von unabhängiger Seite bestätigt.
Der Präsident erinnerte an den ersten Tag der Invasion, als ihm viele Politiker weltweit geraten hätten, das Land zu verlassen. "Aber sie wussten nicht, wie mutig Ukrainer sind, wie hoch wir die Freiheit schätzen und die Möglichkeit, so zu leben, wie wir möchten", betonte Selenskyj.