Krieg gegen die Ukraine Behörden melden Beschuss von Flüchtlingsbussen
Laut Ukraine sind bei einem russischen Beschuss von Flüchtlingsbussen in der Ostukraine sieben Menschen getötet worden. Die Kämpfe konzentrieren sich derzeit auf Luhansk. Moskau drohte aber auch mit dem Raketenbeschuss von Kiew.
Bei einem Beschuss von Flüchtlingsbussen sollen in der Ostukraine lokalen Behörden zufolge sieben Menschen getötet worden sein. 27 weitere Menschen sollen durch den Angriff russischer Soldaten in der Ortschaft Borowa im Kreis Isjum verletzt worden sein, teilte die Staatsanwaltschaft des Gebietes Charkiw mit. Es werde wegen Mordes ermittelt. Unabhängig überprüft werden konnten die Angaben zunächst nicht.
Mehr als 2800 Menschen sind nach ukrainischen Angaben aus besonders umkämpften Gebieten im Osten des Landes herausgebracht worden. Etwa 2500 Flüchtlinge seien in der Stadt Saporischschja im Süden angekommen, darunter 363 aus der belagerten Hafenstadt Mariupol, schrieb Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Russische Truppen konzentrieren sich bei ihren Angriffen derzeit offenbar verstärkt auf die Region Luhansk. Wie der ukrainische Generalstab mitteilte, gab es in den vergangenen 24 Stunden an acht Orten in den Regionen Luhansk und Donezk Angriffe Russlands, die demnach aber alle abgewehrt werden konnten.
Das russische Militär versuche vorrangig, die Städte Popasna und Rubischne im Gebiet Luhansk einzunehmen, hieß es in dem Lagebericht des Generalstabs weiter. Bei den Gegenangriffen der Ukraine hätten mehrere russische Panzer und ein Artilleriesystem zerstört werden können. Die Angaben können nicht von unabhängiger Seite geprüft werden.
Einsatz von Überschallbombern vorgeworfen
Die Ukraine warf Russland vor, Überschallbomber einzusetzen. Aus Langstreckenbombern des Typs Tu-22M3 seien Bomben auf Mariupol abgeworfen worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Olexander Motusjanyk.
Angriff auf Fabrik in Kiew
Unterdessen kündigte Russland an, verstärkt Kiew unter Raketenbeschuss nehmen. Nachdem bereits in der Nacht ein militärisches Ziel am Stadtrand mit Marschflugkörpern attackiert worden sei, würden weitere Angriffe auf Kiew folgen, teilte das Moskauer Verteidigungsministerium mit. In Kiew waren so starke Explosionen zu hören, wie kaum seit dem jüngsten Rückzug russischer Truppen aus der Region um die ukrainischen Hauptstadt. Das russische Verteidigungsministerium erklärte weiter, bei der Attacke in der Nacht sei eine Fabrik getroffen worden, in der Raketen gebaut und repariert würden. Dazu gehörten auch Anti-Schiffs-Raketen.
Zuvor hatte das Moskauer Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass das zuletzt schwerbeschädigte Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, die "Moskwa", gesunken sei. Das Kriegsschiff sei bei schwerem Seegang untergegangen, als es zu einem Hafen geschleppt worden sei. Das Ministerium hatte zuvor erklärt, ein Feuer habe eine Explosion von Munition ausgelöst. Nach Darstellung der Regierung in Kiew wurde die "Moskwa" dagegen von ukrainischen Raketen schwer getroffen. Die
Die Attacken auf Kiew begründete das russische Verteidigungsministerium mit Vergeltung für angebliche ukrainische Angriffe auf russisches Staatsgebiet, von denen die russischen Behörden am Donnerstag mehrere gemeldet hatten. Russland hatte der Ukraine zuvor bereits vorgeworfen, am 29. März mindestens drei Raketen auf ein Munitionsdepot in der Stadt Belgorod abgefeuert zu haben. Anfang April wies die Regierung in Kiew russische Vorwürfe zurück, für einen Großbrand in einem Treibstofflager nahe der Stadt verantwortlich zu sein. Dies wäre der erste bekannte ukrainische Angriff auf Ziele in Russland seit dem Beginn des Krieges gewesen.
Keine Bestattungen in Mariupol erlaubt?
Bewohner von Mariupol beobachteten unterdessen nach Angaben des Stadtrats, dass russische Soldaten in Hinterhöfen von Wohnhäusern beigesetzte Leichen aus ihren Gräbern holten. Neue Beisetzungen von "Menschen, die sie getötet haben", würden nicht gestattet. Ein Wachmann sei in jedem Hof abgestellt und erlaube es Bewohnern nicht, Angehörige oder Freunde zur letzten Ruhe zu betten. "Warum die Exhumierungen ausgeführt werden und wohin die Leichen gebracht werden, ist unbekannt", hieß es in einer auf Telegram geposteten Erklärung des Stadtrats. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Der Bürgermeister von Mariupol, Wadym Bojtschenko, hatte der Nachrichtenagentur AP kürzlich gesagt, russische Truppen hätten mobile Krematorien in die Stadt gebracht, um die Leichen von Opfern der Belagerung zu verbrennen.
Selenskyj würdigt Mut der Ukrainer
Angesichts des seit 50 Tagen dauernden Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine würdigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache den Mut und das Durchhaltevermögen der Streitkräfte und der Bevölkerung seines Landes. Die Menschen könnten stolz sein, 50 Tage überlebt zu haben, "wo uns die Russen maximal fünf gegeben haben", sagte Selenskyj. Das gründe auf der Entscheidung von Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern, "die am 24. Februar die wichtigste Entscheidung ihres Lebens getroffen haben - zu kämpfen".