US-Wahl 2024
Parteitag der Demokraten Harris verspricht einen "neuen Weg voran"
Kamala Harris hat ihre Nominierung zur demokratischen Präsidentschaftskandidatin angenommen. In einer kämpferischen Rede warb sie um die Mittelschicht und warnte vor ernsten Konsequenzen, sollte Trump die Wahl gewinnen.
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat noch 75 Tage Zeit, die US-Wählerinnen und Wähler von sich zu überzeugen. Zum Abschluss des Parteitags in Chicago umriss sie ihre Pläne und ihr Programm für das Weiße Haus - und nahm offiziell ihre Nominierung an.
"Ich weiß, dass heute Abend Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zuschauen. Und ich möchte, dass Ihr wisst: Ich verspreche, Präsidentin aller Amerikaner zu sein", sagte die amtierende Vizepräsidentin. Sie wolle zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern einen "neuen Weg voran" einschlagen - nicht als Mitglieder einer Partei oder Gruppe, sondern als Amerikaner. Sie wolle "Bitterkeit, Zynismus und die spaltenden Auseinandersetzungen der Vergangenheit" überwinden.
Klare Warnung vor Trump
Sie warnte gleichzeitig vor den Folgen eines Wahlsiegs des republikanischen Kandidaten Donald Trump. Dieser kümmere sich nur um seine eigenen Interessen. "Die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn Donald Trump wieder ins Weiße Haus einzieht, sind extrem ernst", sagte sie.
Sie hingegen wolle sich für die Mittelschicht und den Zusammenhalt der Gesellschaft einsetzen, versprach Harris. Wenn sie gewählt werde, wolle sie Steuersenkungen durchsetzen, von denen mehr als 100 Millionen US-Amerikaner profitierten. Sie wolle eine Präsidentin sein, die sowohl führt, als auch zuhört.
Mehrfach bekannte sie sich zu den Alliierten der USA und kündigte eine enge Zusammenarbeit mit den traditionellen Partnern sowie der Ukraine an.
"Diktatoren drücken Trump die Daumen"
Doch nicht nur innenpolitisch grenzte sich Harris von Trump ab: Sie zeichnete ihren republikanischen Kontrahenten als den Wunschkandidaten von Diktatoren und Tyrannen. "Ich werde mich nicht bei Tyrannen und Diktatoren wie Kim Jong-un einschleimen, die Trump die Daumen drücken", sagte sie.
Als Präsidentin werde sie "bei der Verteidigung der Sicherheit und der Ideale Amerikas niemals wanken", versprach Harris. Im andauernden Kampf zwischen Demokratie und Tyrannei wisse sie, wo sie stehe - und wo die Vereinigten Staaten von Amerika hingehörten. Mit Blick auf Trump hingegen warnte sie: "Sie wissen, dass Trump Autokraten nicht zur Rechenschaft ziehen wird - weil er ein Autokrat sein will."
"Ausmaß des Leidens in Gaza ist herzzerreißend"
Mit Blick auf den Krieg in Nahost sprach sich Harris mit Nachdruck für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln aus. Präsident Joe Biden und sie als Vizepräsidentin setzten sich rund um die Uhr dafür ein, und sie werde auch immer für Israels Recht der Selbstverteidigung eintreten, betonte sie.
Gleichzeitig sprach sie in deutlichen Worten über das Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen. "Was in den letzten zehn Monaten in Gaza passiert ist, ist verheerend. So viele Unschuldige tot, verzweifelte, hungernde Menschen, die fliehen, um sich in Sicherheit zu begeben. Immer und immer wieder. Das Ausmaß des Leidens ist herzzerreißend", sagte Harris vor Tausenden Delegierten. Das Leiden im Gazastreifen müsse enden "und die Palästinenser müssen ihr Recht auf Würde, Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung realisieren können", sagte Harris - Letzteres zu tosendem Applaus.
Selbstbild der Kämpferin für Gerechtigkeit
Wie in der US-Politik üblich, sprach Harris auch über ihre Familiengeschichte, ihre Eltern und ihren Werdegang. So erzählte die 59-Jährige von einer Mitschülerin, die zu Hause sexualisierter Gewalt ausgesetzt war - dies habe sie darin bestärkt, Staatsanwältin zu werden.
Harris stellte sich als Kämpferin für Gerechtigkeit im "Namen des Volkes" dar. Sie habe viele schwierige Strafverfahren geführt und sei auch bereit, den schwierigen Wahlkampf um das Weiße Haus zu führen.
Die kämpferische Rede von Harris wurde immer wieder vom Jubel der Delegierten unterbrochen.
Trump wirft Harris Untätigkeit vor
Trump warf Harris auf seiner Plattform Truth Social vor, nichts zu tun und nur zu jammern. "Sie hat dreieinhalb Jahre lang nichts anderes getan als zu reden, und genau das tut sie heute Abend, sie beschwert sich über alles, aber tut nichts!", schrieb er über die Vizepräsidentin.
Harris sollte aufhören zu reden und nach Washington zurückkehren, um sich um die Probleme zu kümmern, über die sie sich beschwere, forderte der 78-Jährige. Die Demokratin habe Amerika zu einer scheiternden Nation gemacht, beklagte er.
Sängerin Pink performt "What About Us"
Ein Parteitag ist auch immer eine Unterhaltungsshow für die Anwesenden in der Halle und die Menschen vor den Bildschirmen. In Chicago trat am vierten Tag US-Superstar Pink gemeinsam mit ihrer Tochter Willow auf und sang "What About Us".
In dem Song geht es um das Gefühl der Enttäuschung von politischen Verantwortungsträgern, die ihre Versprechen nicht einhalten. Er bringt den Frust der Menschen zum Ausdruck, die das Gefühl haben, dass ihre Stimme nicht gehört wird.
Pink (re.) sang gemeinsam mit ihrer Tochter Willow den Song "What About Us".
Gestern hatte Harris' "Running Mate" Tim Walz seine Nominierung als Kandidat für das Vizepräsidentenamt angenommen. Für den 60-Jährigen war die Rede aber vor allem die Chance, sich landesweit bekannter zu machen. Wie erwartet stellte er sich als nahbar, konstruktiv und Mann der Mitte dar.
Harris tritt am 5. November bei der Präsidentenwahl für die Demokraten gegen Trump an.