US-Wahl 2024
Donald Trump Es bleibt nichts hängen
Jede Menge Strafverfahren, Beleidigungen und Lügen: Alles, was Kritiker Ex-Präsident Trump vorhalten, spielt für seine Anhänger kaum eine Rolle. Was zählt für die Trump-Fans?
Kein US-Präsident vor ihm, auch kein Präsidentschaftskandidat, hat so viele haarsträubende Dinge von sich gegeben wie Donald Trump. Auf die Frage, ob er im Fall seiner Wiederwahl ein Diktator sein wolle, antwortete Trump bei Fox News: "Nein, nein, nein - außer am ersten Tag."
Trump hat in einer Wahlkampfrede vor einem "Blutbad" für das Land gewarnt, wenn er nicht gewählt wird. Aus seinem Wahlkampfteam hieß es im Anschluss, Trump habe über die US-Autoindustrie gesprochen und vor einem Blutbad für diese Branche gewarnt, mehr nicht.
Doch klar ist: Trump liebt die Doppeldeutigkeit und die Provokation.
Als säße er noch in seinem Immobilienbüro
In einer Trump-Biographie, auf Deutsch unter dem Titel "Täuschung" erschienen, beschreibt die New-York-Times-Reporterin Maggie Haberman, wie Trump zu dem wurde, was er ist. Von einem autoritären Vater getrieben, habe ihn die Immobilienbranche von New York geprägt - eine knallharte Geschäftswelt voller Intrigen, brutaler Machtkämpfe, auch Korruption.
Trump mache heute Politik, als säße er immer noch in seinem Immobilienbüro der 1980er-Jahre, schreibt Haberman und bilanziert: Trump sei es nie um politische Ideale oder Verantwortung für sein Land gegangen, sondern um Ruhm und Macht.
Habermans Fazit im CBS-Interview: Für Trump sei die Präsidentschaft schlicht "das ultimative Werkzeug, berühmt zu sein".
Im New Yorker Trump-Tower verkündete Trump 2015 seine Präsidentschaftskandidatur, und heute nutzt er ihn für Auftritte vor der Presse.
Die Parole von der Hexenjagd wirkt
Wenn Trump in erster Linie ein Narzisst ist, dem es nur um sich selbst geht, warum folgt ihm dann rund die Hälfte der Wählerschaft? Einem in erster Instanz verurteilten Straftäter, der Geschäftsunterlagen gefälscht hat, um eine Sexaffäre zu vertuschen? Der in anderen großen Strafverfahren des Wahlbetrugs beschuldigt wird?
"Donald Trump hat es nicht verdient, so behandelt zu werden", sagt Jane Justice, eine Trump-Anhängerin aus Florida. Sie glaubt, alle Gerichtsverfahren gegen Trump seien politisch motiviert. Die Regierung von Joe Biden und Kamala Harris nennt sie ein "kommunistisches Regime".
Candice Marr aus Pennsylvania verehrt Trump, "weil er die Dinge beim Namen nennt", wie sie sagt. Deshalb liebten die Wähler ihn. "Er erreicht die Leute, den Durchschnittsamerikaner, wie sonst kein Politiker. Weil er nie wirklich Politiker war, sondern Geschäftsmann", betont sie und ergänzt: "Viele mögen ihn nicht, weil er hart gegen Migranten, gegen Kriminelle, hart gegen dies und das vorgeht. Genau das mag ich an ihm."
Ein eigenes Verständnis von Freiheit
Für Paul Mushaben, Rinderzüchter aus Montana, verkörpert Trump das traditionelle Amerika, in dem jeder frei ist, zu tun, was er will. Die liberale Linke versuche, das zu ändern, glaubt er. "Die Regierung mischt sich überall ein. Will uns zum Beispiel zwingen, E-Autos zu fahren. Die Leute in der Trump-Bewegung mögen das nicht."
Unter Trump als Präsident sei Amerika viel besser dagestanden als unter Biden und Harris, meint er, auch international. Unter seiner Präsidentschaft habe China "nicht ständig seine Macht demonstriert", sei Putin nicht in die Ukraine einmarschiert und auch im Nahen Osten sei es friedlicher gewesen. Jetzt dagegen: "Man muss sich nur die Probleme anschauen, die wir jetzt rund um die Welt haben."
Und Trumps Alter? Ist nach dem Kandidatenwechsel von Joe Biden zu Kamala Harris nicht Donald Trump mit 78 der alte Mann von gestern? "Das Alter ist nur eine Zahl. Trump ist fit und immer noch messerscharf", meint Mushaben. Seine Bilanz im Rückblick auf die Zeit vor der Corona-Pandemie: Damals seien die Leute glücklicher gewesen, hätten mehr Geld verdient und sich sicherer gefühlt. "Heute gibt es viel mehr offene Fragen. Wenn dieses Gefühl zum Tragen kommt, wird Trump die Wahl gewinnen."