US-Wahl 2024
US-Wahl 2024 Wo Trump immer weiter vergöttert wird
Viele Evangelikale in den USA verehren Donald Trump inbrünstig. Dabei halten ihn nur wenige für einen Christen. Worauf beruht also diese Verehrung - und wie nutzt Trump sie für sich?
Vier Jahre lang habe er für Amerikas Christen gekämpft, wie kein Präsident jemals vor ihm - Donald Trump lässt keine Gelegenheit ungenutzt, bei den religiösen Rechten für sich zu werben. Auf einer Konferenz der "Faith and Freedom Coalition", einer evangelikalen Lobbygruppe zeigt sich: Die Selbst-Beweihräucherung Trumps zieht.
Trump sei nun einmal der größte Abtreibungsgegner unter allen US-Präsidenten, schwärmt Ralph Reed, Chef der Lobbygruppe, auf CNN. Der frühere Präsident habe gleich drei konservative Richter am Obersten Gerichtshof etabliert und so konnte es gelingen, das landesweite Recht auf Abtreibung zu kippen, lobt er.
Wie Harris versucht zu punkten
Im Gegenzug dazu versucht Kamala Harris zwar, bei liberalen Wählern als Befürworterin des Rechts auf Abtreibung zu punkten. Aber sie weiß genau, dass niemand in den USA Präsident wird, ohne sich ausdrücklich zum Glauben zu bekennen.
In Fernsehspots und auch in Interviews betont Harris, dass auch in ihrem Leben der Glaube eine große Rolle spiele. Sie sei so erzogen worden, dass sie an einen liebenden Gott glaubt, bekundet Harris bei einer Townhall-Begegnung mit Wählern.
Doch sie weiß auch, dass Joe Biden es als praktizierender Katholik nicht geschafft hat, Trump seine Bewunderer im evangelikalen Lager abspenstig zu machen.
Amoralität weckt Hoffnung
Warum ausgerechnet der zweifach geschiedene, frühere Playboy und Spielkasinobetreiber Trump, der wegen einer Affäre um Schmiergeldzahlungen an eine Pornodarstellerin rechtskräftig verurteilt worden ist, bei den religiösen Rechten so verehrt wird, dazu hat Tim Alberta eine ganz eigene Theorie.
Der Journalist Alberta ist im evangelikalen Milieu aufgewachsen und hat ein Buch über seine Herkunft geschrieben. Seine These: Gerade weil Trump eigentlich so amoralisch ist, ruhe die Hoffnung der religiösen Rechten auf ihm.
Trump sei nicht eingeschränkt durch biblische Wertvorstellungen, erklärt Alberta das Trump-Paradoxon, deshalb könne er auf eine Art und Weise agieren, die sich für Christen moralisch verbietet.
In einer Umfrage des Pew Research Center sagten entsprechend nur 14 Prozent der Befragten, dass Trump als Christ bezeichnet werden könne.
Ein Attentat als Teil der Vorsehung
Auch deshalb stilisiert sich Trump im Wahlkampf unermüdlich als Auserwählter Gottes.
Am 13. Juli in Butler, Pennsylvania, habe sein Glaube eine neue Bedeutung bekommen, so Trump. Am Tag des Attentates auf ihn, das er nur knapp überlebt hat. Gott habe ihn verschont, damit er die USA großartiger denn je machen kann. Jetzt müssten nur noch die christlichen Wähler ihren Beitrag leisten, massenhaft zur Wahlurne schreiten und ihm zu einer weiteren Amtszeit verhelfen.
Trump wählen, um Gottes Willen zu tun - diese Gleichsetzung hat in der Tat noch kein Kandidat vor ihm gewagt.