Habeck-Reise nach Abu Dhabi Wasserstoff-Kooperation mit den Emiraten
Wirtschaftsminister Habeck hat die Zusammenarbeit bei Forschung und Produktion von Wasserstoff mit den Vereinigten Arabischen Emiraten verkündet. Langfristig sollen fossile Energien ersetzt werden. Auch mit Katar gibt es Kooperationen.
Deutschland vertieft seine Zusammenarbeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten bei Forschung und Produktion von Wasserstoff. Man wolle noch dieses Jahr erste Lieferungen nach Deutschland möglich machen, teilte das Wirtschaftsministerium beim Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Abu Dhabi mit. Insgesamt fünf Kooperationsabkommen wurden für eine Lieferkette rund um Brennstoff unterzeichnet.
Darunter ist auch ein Vorhaben zur Herstellung von synthetischem Kerosin für die Luftfahrt. Siemens Energy, Lufthansa und das emiratische Unternehmen Masdar arbeiten am Projekt "Green Falcon". Synthetisches Kerosin stellt derzeit die einzige Möglichkeit für eine klimaneutrale Luftfahrt dar. Zudem schloss die Fraunhofer Gesellschaft mit dem Ministerium für Energie der Emirate ein Wissenschaftsabkommen.
Mehr Tempo bei grünem Wasserstoff
Habeck will im Zuge der Energiewende mehr Tempo bei grünem Wasserstoff machen. "Je schneller wir mit dem Wasserstoff sind, umso weniger brauchen wir dann auch noch Gas", sagte der Grünen-Politiker. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft könne "unter dem Druck der Zeit" sehr viel schneller passieren, als es bisher geplant sei, sagte er mit Blick auf die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Er könne die Geschwindigkeit nicht vorhersagen, sagte Habeck. "Aber dass die alten Pläne nicht ausreichend sind, das sieht jetzt jeder."
Neben der Lieferung von Gas und Öl als Ersatz für russische Importe setzt Habeck bei seinem Besuch auf der arabischen Halbinsel auch auf künftige Lieferungen von Wasserstoff, der mittelfristig vor allem Erdgas ersetzen soll.
Wasserstoff statt Gas
Grüner Wasserstoff, der ohne CO2-Emissionen auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird, soll die Dekarbonisierung etwa in der Stahl- und Chemieindustrie ermöglichen - und langfristig fossile Energien wie russisches Gas ersetzen. Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen stark auf Solarenergie. Habeck besuchte die geplante Öko-Modellstadt Masdar City bei Abu Dhabi.
Zuvor hatten Deutschland und Katar nach den Worten Habecks eine langfristige Energiepartnerschaft vereinbart. Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssigerdgas (LNG). Dort sei es vor allem darum gegangen, kurzfristig und dann über eine Periode der nächsten Zeit die Gasversorgung zu diversifizieren, so Habeck. "Jetzt in den Emiraten wird die nächste Phase vorbereitet."
Energiepartnerschaft mit Katar
Katar hat als sonnenreiche Halbinsel großes Potenzial, mit Hilfe von Solaranlagen Wasserstoff zu erzeugen, ohne dass Treibhausgase entstehen. Dem katarischen Energieministerium zufolge will Deutschland den Bau zweier Terminals für Flüssiggas beschleunigen. Die zuvor stagnierenden Gespräche über Gaslieferungen aus Katar sollten weiter vorangetrieben werden.
Die jahrelangen Gespräche mit der Bundesregierung hatten zuvor "zu keinen endgültigen Vereinbarungen geführt, weil nicht klar war, welche Rolle Gas langfristig im Energiemix Deutschlands spielen würde und welche Infrastruktur für den Import von LNG erforderlich wäre", so die katarische Regierung.
Abkehr vom billigen Gas aus Russland
Die Infrastruktur für LNG-Lieferungen benötigt jedoch enorme Investitionen, wovor Deutschland angesichts des billigeren russischen Gases bis zum Einmarsch in der Ukraine zurückgeschreckt war. Katar verlangt zudem langfristige Lieferverträge.
Habeck wurde bei seinem Treffen mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, in Doha von einer Wirtschaftsdelegation mit Vertretern von 22 Unternehmen begleitet. Im nächsten Schritt würden die Unternehmen in die konkreten Vertragsverhandlungen eintreten, sagte Habeck nach Angaben seines Ministeriums.
Habeck: "Keine Koppelgeschäfte" mit Katar
Ziel von Habecks Reise ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums einerseits, sich von russischen Energieimporten unabhängiger zu machen und andererseits die Umstellung von konventionellem Erdgas auf grünen Wasserstoff zu beschleunigen. Dennoch wird Deutschland weiterhin Energieimporte aus Russland benötigen. "Die bittere Nachricht ist: Wir brauchen noch russisches Gas - möglichst wenig", sagte Habeck in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".
Um möglichst schnell unabhängig von russischen Energielieferungen zu werden, will Habeck die Gas-Geschäfte mit Katar und anderen Ländern der Region stärken, obwohl die deutsche Politik hier fehlende Demokratie und Menschenrechte anprangert. Bei dem Deal in Katar habe es allerdings "keine Koppelgeschäfte" gegeben, so Habeck im "Bericht aus Berlin".