Zeitumstellung in Venezuela wegen Energiekrise Maduro dreht am Zeiger
Spätestens seit seiner Wahlniederlage im Dezember ist Venezuelas Präsident Maduro politisch angezählt. Eine extreme Dürre und die daraus resultierende Energiekrise bringt ihn nun weiter in Bedrängnis. Luft verschaffen will er sich mit einer Zeitumstellung.
"Die Frauen sollten den elektrischen Föhn nur noch zu besonderen Anlässen nutzen." Mit diesem ungewöhnlichen Appell hat sich Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolas Maduro an sein Volk gewandt. Er wisse, dass Frauen gern föhnen würden, aber man müsse dringend Strom sparen, begründete er seine Bitte.
Doch bei Aufrufen alleine will es Maduro nicht belassen. Seit Kurzem gilt in Venezuela wegen der Energiekrise die Vier-Tage-Woche. Freitage sind Feiertage. Nun will Maduro zum 1. Mai auch noch die Uhrzeit ändern. So sollen die Bürger mehr natürliches Tageslicht nutzen können. Details will der umstrittene Präsident in den kommenden Tagen bekannt geben. Derzeit liegt sein Land 6,5 Stunden hinter der mitteleuropäischen Sommerzeit zurück.
Es ist nicht das erste Mal, dass in Venezuela an der Uhr gedreht wird. Unter dem verstorbenen Begründer des "Sozialismus des 21. Jahrhunderts", Hugo Chávez, war 2007 die Zeit um eine halbe Stunde zurückgestellt worden, angeblich auch, damit Venezuela nicht mehr in der gleichen Zeitzone wie Teile der USA liegt.
Zu geringe Wasserreserven
In dem südamerikanischen Land herrscht derzeit eine extreme Dürre. Die Wasserreserven in den 18 Talsperren von Venezuela reichen für die Energieerzeugung kaum noch aus. So ist etwa der Wasserstand in der großen Talsperre im Bundesstaat Bolivar, die rund 70 Prozent zur Stromerzeugung des Landes beiträgt, auf lediglich drei Zentimeter über dem kritischem Punkt gesunken.
Maduro hat für diesen Zustand einen klaren Schuldigen ausgemacht: Das Klimaphänomen El Niño. Am wichtigsten Stausee des Landes liege die Temperatur um drei Grad höher als in früheren Jahren.
Soziale Unruhen befürchtet
"Sollte es jetzt nicht stark regnen, wird die Lage sehr gefährlich werden", warnt der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Venezuela, Henning Suhr. Er hält soziale Unruhen für denkbar. Wegen der Dürre fließt in einigen Stadtviertel der Hauptstadt Caracas zeitweise nur an drei Tagen in der Woche das Wasser. Die Bürger behelfen sich mit großen Wassertanks, die sie in diesen Zeiten auffüllen. "In den vergangen Jahren hat die Regierung keine neuen Stauseen und Kraftwerke in Betrieb genommen, obwohl die Bevölkerungszahl und somit der Konsum stetig gestiegen sind", mahnt Suhr.
Die Opposition, die Maduros Sozialisten bei den Parlamentswahlen im Dezember eine dramatische Niederlage zugefügt hat, will den Präsidenten bis Herbst in einem Referendum des Amtes entheben lassen.