Deutsch-türkischer Journalist Haftbefehl gegen Yücel beantragt
Der in der Türkei festgenommene "Welt"-Korrespondent Yücel ist dem Haftrichter vorgeführt worden. Zuvor hatte der Staatsanwalt einen Haftbefehl wegen "Terrorpropaganda" gegen den Journalisten beantragt. Die Entscheidung des Richters wird am Abend erwartet.
Der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel ist einem Haftrichter vorgeführt worden. Der ARD-Korrespondent Oliver Mayer-Rüth teilte bei Twitter mit, der Staatsanwalt habe einen Haftbefehl gegen Yücel wegen "Terrorpropaganda und Volksverhetzung" beantragt.
Entscheidung soll am Abend fallen
Aus der "Welt"-Redaktion verlautete, Yücel sei allgemein zu seinen Artikeln befragt worden. Dabei sei es sowohl um seine Recherchen in den Kurdengebieten gegangen, als auch um die Affäre um angebliche E-Mails des türkischen Energieministers Berat Albayrak. Eine Entscheidung des Haftrichters wird für den Abend erwartet.
"Wenn Deniz Yücel in Untersuchungshaft muss, kann das Ganze unangenehm lange dauern", so Mayer-Rüth in der tagesschau. Derzeit befänden sich zahlreiche Journalisten in Haft "und die warten teilweise Monate auf ihre Anklageschrift". Menschenrechtsorganisationen sprächen von einer bewussten Verschleppung.
Der 43-Jährige Yücel ist sowohl türkischer als auch deutscher Staatsbürger. Der Reporter hatte über E-Mails Albayraks berichtet, einem Schwiegersohn von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Die Mails, in denen es unter anderem um manipulierte Twitter-Accounts und die staatliche Kontrolle über die Medien ging, waren von dem linksgerichteten türkischen Hackerkollektiv "Redhack" veröffentlicht worden.
Während des geltenden Ausnahmezustands können Verdächtige in der Türkei auf Beschluss des Staatsanwaltes bis zu 14 Tage in Polizeigewahrsam gehalten werden, bis sie einem Haftrichter vorgeführt oder freigelassen werden müssen. Diese Frist läuft für Yücel an diesem Dienstag ab.
Dündar rechnet mit Ausweisung
Der regierungskritische türkische Journalist Can Dündar kritisierte die Festsetzung Yücels scharf. "Die Regierung will keine ausländischen Beobachter mehr im Land dulden, weil diese mehr Möglichkeiten haben, über die Ungerechtigkeit zu berichten als die einheimischen Journalisten", sagte der frühere Chefredakteur der türkischen Zeitung "Cumhuriyet" und Gründer der deutsch-türkischen Internetplattform Özgürüz den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". Er erwarte, dass Yücel aus der Türkei ausgewiesen werde.