Europawahl 2024
Neue EU-Website Was tut die EU für mich?
Das Europaparlament zeigt auf einer neuen Website, wie die EU das Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger konkret beeinflusst. Das Parlament hofft so auf mehr Interesse und Akzeptanz vor der Europawahl. Ein Website-Check.
Es ist eine sehr eigene Welt in Brüssel: Hinter den Glasfassaden des Europaparlaments werden Richtlinien erarbeitet, Verordnungen diskutiert, Entscheidungen getroffen. Die EU ist komplex, und für viele scheint sie meilenweit entfernt.
Und dennoch gilt das Europäische Parlament als eines der transparentesten der Welt. Tagesordnungen, Ausschussdokumente und offizieller Schriftverkehr - alles ist online abrufbar. Doch die Vielzahl an Informationen überfordert schnell, ist unübersichtlich und sowieso nur schwer auffindbar.
Der Anspruch: Struktur in die Informationsflut
Jetzt, vor der Europawahl, hat das EU-Parlament daher eine neue Internetseite veröffentlicht. Die Idee: Mit nur wenigen Klicks soll EU-Bürgerinnen und -Bürgern ganz einfach erklärt werden, wie die EU ihr Leben konkret betrifft - im Alltag und in ihrer Region.
Die Website heißt: what-europe-does-for-me.eu. Also: Was Europa für mich tut.
Der Netzauftritt zeigt ausschließlich positive Beispiele. Korruption, Bürokratie, Machtmissbrauch - all das, was Kritiker an der EU beanstanden, findet hier keinen Platz.
Das Parlament hofft vielmehr, die EU wenige Wochen vor der Europawahl spielerisch zugänglicher zu machen und Struktur in die Informationsflut zu bringen. Kann das funktionieren? Die drei Kategorien der Website im Test.
"In der Region"
In der ersten Kategorie zeigt die Website eine interaktive Europakarte an, über die es sich bis in die eigene Heimat klicken lässt. Die Website listet dann auf, was die EU in der jeweiligen Region gefördert hat.
In Ostfriesland etwa ist es die Strandpromenade von Norddeich am Wattenmeer, gefördert mit mehr als 4,6 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. In Niederbayern ist es der Skatepark in Landau, gefördert mit 115.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds. In Seidewitz nahe Leipzig wurde die Sanierung eines Kinderheims mit 330.000 Euro aus dem LEADER-Programm gefördert.
Die Karte funktioniert für jede Region in ganz Europa. Der Nachteil: Projektbeschreibungen anderer Länder sind in der jeweiligen Landessprache, daher ist ein europäischer Vergleich schwierig.
"In meinem Leben"
Die zweite Kategorie auf der Website, "In meinem Leben", soll darstellen, wie die EU das tägliche Leben verbessert. Sie ist in 16 Themengebiete aufgeteilt, die etwa mit "Meine Bildung", "Meine Sicherheit" oder "Mein Planet" tituliert sind.
Hinter diesen Themen verbergen sich dutzende kurze und übersichtliche Artikel über eine große Bandbreite von Bereichen - von Hilfe für Vorschüler über Verbesserungen für Bahnreisende bis zum Schutz vor Onlinekriminalität.
Manches mag etwas weit hergeholt klingen, wie das Thema "An der Herstellung von Parmigiano Reggiano Beteiligte". Das Thema hat dann aber doch eine größere Bedeutung für den Alltag in Europa, als es zunächst scheint.
Denn europäisches Recht schützt die Ursprungsbezeichnung: Parmesan darf also nur so genannt werden, wenn er in fünf ausgewiesenen Provinzen in Italien hergestellt wurde. Das gilt für viele typische regionale Produkte EU-weit, also auch in Deutschland.
"Im Fokus"
Die dritte und letzte Kategorie heißt "Im Fokus". Hier sind diverse Artikel hinterlegt - inhaltlich ist es ein Rundumschlag von Ukraine-Hilfe über Verbraucherschutz bis zur nachhaltigen Fischerei. Sie sollen interessierten Nutzern weiterführende Informationen bieten.
Die meisten Texte sind ziemlich lang und nicht interaktiv gestaltet. Somit ist es eine eher langatmige Kategorie auf der neuen EU-Website.
50 Europabüros in Deutschland
Wer es doch lieber analog hat, für den gibt es in ganz Deutschland 50 Europabüros. Sie laden Schulklassen zu Workshops und Interessierte zu Beratungen ein.
Die Hauptaufgabe der Europabüros sei es, klarzumachen, dass die EU jede und jeden betreffe, sagt Winfried Brömmel von Europe Direct in Aachen. Denn: Oft wüssten Bürgerinnen und Bürger gar nicht, wie viel EU im alltäglichen Leben stecke.
Diese und weitere Reportagen sehen Sie im Europamagazin - am Sonntag um 12:45 Uhr im Ersten.