Russische Anzeigen in den USA Spalten und polarisieren
Wie hat Russland versucht, die Präsidentschaftswahl in den USA zu beeinflussen? In Washington sind nun Facebook-Anzeigen präsentiert worden, die von Russland aus geschaltet wurden. Die Inhalte sollen spalten und polarisieren.
In den vergangenen Monaten ist viel von russischer Beeinflussung des Wahlkampfs in den USA diskutiert worden. Nun liegen mehrere Beispiele für politische Anzeigen auf Facebook vor, die von Russland aus geschaltet wurden. "Wir rufen dazu auf, Hillary Clinton zu disqualifizieren und von der Präsidentschaftswahl auszuschließen", heißt es beispielsweise in einer Anzeige von "Donald Trump America". Die Nutzer sollen eine entsprechende Petition unterzeichnen.
"Nieder mit Hillary!" hieß es im Juli 2016 in einem Facebook-Event, das zwischen dem 12. und 23. Juli 2016 beworben wurde. Das Geld für die Anzeigen wurden über ein russisches Online-Bezahlsystem an Facebook transferiert, wie die Metadaten der Anzeigen belegen. Darin ist auch die ausgewählte Zielgruppe dokumentiert: Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren im Umkreis von New York, die sich für Donald Trump und dessen Wahlkampf interessieren.
Die Negativkampagne gegen Clinton war zentraler Teil von Trumps Wahlkampf. Immer wieder drohte er, die demokratische Bewerberin vor Gericht stellen zu wollen. Trumps Anhänger skandierten dazu den Schlachtruf "Lock her up" - "Sperrt sie ein". Eine ähnliche Strategie wählte in Deutschland die AfD: Deren Spitzenfunktionäre hatten im Wahlkampf immer wieder gefordert, Kanzlerin Angela Merkel müsse angeklagt werden.
Konflikte anheizen
Weitere Anzeigen machen deutlich, dass die russischen Initiatoren vor allem versucht haben, Konflikte in den USA anzuheizen. So schalteten sie Anzeigen für konkurrierende politische Gruppen. In einem gesponserten Facebook-Posting von "Being Patriotic" wurde beispielsweise im Oktober 2016 Stimmung gemacht gegen die "Black Lives Matter"-Bewegung, die sich gegen Rassismus engagiert. Ein Mann, der in Boston auf Polizisten geschossen hatte, sei ein Aktivist der Bewegung gewesen, wird in der Anzeige behauptet. Eine These, die in rechten Blogs ebenfalls verbreitet wurde.
Während Anzeigen Wut gegen "Back Lives Matter" schüren sollten, bewarben russische Auftraggeber Inhalte bei Facebook, die sich an schwarze Amerikaner richteten. So beispielsweise Postings der Facebook-Gruppe "Blacktivist", in der von einem Krieg in den USA die Rede ist. Die Gruppe sollte den Anschein erwecken, Teil der "Black Lives Matter"-Bewegung zu sein. "Blacktivist" war nicht nur auf Facebook, sondern auch auf Twitter aktiv und unterstützte Aufrufe zu realen Demonstrationen, wie CNN berichtete.
Auch den Konflikt mit Mexiko versuchten die russischen Auftraggeber zu verschärfen und schalteten Anzeigen, die Amerikaner dazu aufriefen, die Südgrenze der USA gegen "Vergewaltiger, Drogendealer und Schleuser" zu sichern. "Illegale" kämen ins Land, da Barack Obama und Hillary Clinton ihnen Amnestie versprochen hätten - eine weitere Parallele zu Deutschland, wo rechtsradikale Gruppen immer wieder behaupten, Kanzlerin Merkel habe Flüchtlinge "eingeladen".
Mehr als 120 Millionen Nutzer erreicht?
Mehr als 120 Millionen Facebook-Nutzern könnten solche aus Russland stammenden politischen Anzeigen angezeigt worden sein. Diese Zahl gab das weltgrößte Online-Netzwerk in einer Stellungnahme an. Damit ist die Dimension der versuchten Beeinflussung der Wahl in den USA weitaus größer als zunächst angenommen - und die konkreten Beispiele lassen Rückschlüsse zu, wie von Russland aus versucht wird, die Stimmung in anderen Staaten anzuheizen, Gegensätze zu verschärfen und so Gesellschaften insgesamt zu destabilisieren.