Expertenbefragung Ältere anfälliger für Desinformation
Polarisierung und Radikalisierung Einzelner sehen Fachleute als größte Gefahren von Desinformation in sozialen Medien. Besonders empfänglich seien ältere Menschen, so das Ergebnis einer Expertenbefragung.
Vor der Bundestagswahl im September wächst die Sorge vor den Auswirkungen von Desinformation. Die größten Gefahren sind dabei die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft sowie die Radikalisierung einzelner Personen - so das Ergebnis einer Befragung von mehr als 60 Expertinnen und Experten aus dem Bereich Wissenschaft, Journalismus und Zivilgesellschaft im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland.
Für die Bundestagswahl 2021 gibt es keine eindeutige Einschätzung: Während ein Teil der Befragten der Verbreitung gezielter Falschinformationen im Wahlkampf eine hohe oder zumindest nicht zu unterschätzende Bedeutung beimisst, sieht ein anderer Teil deren Bedeutung in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie und dem Verhalten einzelner Akteure und Akteurinnen und damit im Vorhinein für schwer einschätzbar.
Die Gefahr einer direkten Manipulation von Wahlen sehen die Fachleute in Deutschland geringer ausgeprägt als im weltweiten Vergleich. Als Treiber von Desinformation nennen sie die Social-Media-Plattformen WhatsApp, Facebook und YouTube. Als sehr relevant für die Weitergabe von Desinformation schätzen sie zudem den Messenger Telegram ein, auch wenn die Nutzerzahl geringer als bei anderen Plattformen ist.
Fehlende Angebote für Ältere
Insbesondere bei älteren Menschen ist nach Einschätzung der Fachleute die Gefahr hoch, dass Desinformationskampagnen in den Sozialen Medien verfangen. In dieser Altersgruppe fehle es noch an Angeboten und Aufklärungsarbeit zum Thema. In der Pflicht seien vor allem Social-Media-Plattformen und Bildungseinrichtungen. Relevant seien vor allem die Stärkung der Medienkompetenz und ein weiterer Ausbau der Bekämpfungsmechanismen auf den sozialen Plattformen.
Verfälschungen mittels computergenerierter Videos, "Deep Fakes" genannt, spielen in Deutschland noch eine untergeordnete Rolle, auch wenn dies häufig in den Medien thematisiert wird. Der Großteil der Desinformation besteht der Studie zufolge hierzulande in verzerrten Darstellungen oder Behauptungen ohne Faktenbasis.